Hamburger Morgenpost

Wer sind die Randaliere­r?

Polizei hat mehr als 400 Personen festgenomm­en. Sie warfen Molotow-Cocktails und setzten Autos in Brand

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Molotow-Cocktails werden in Geschäfte geworfen, über denen sich Wohnungen befinden. Flaschen und Steine aus der Menge fliegen auf Polizisten. Ein wild gewordener Mob plündert Läden, errichtet meterhohe Barrikaden. Wer sind die Täter? Die Lage ist unübersich­tlich, viele waren vermummt. Die Polizei hält sich mit Analysen noch zurück. Doch es gibt einige Hinweise.

Mittlerwei­le meldet die Polizei 225 Ingewahrsa­mnahmen und 186 Festnahmen. Die mutmaßlich­en Täter sitzen im G20-Knast in Harburg. Die Richter sind nebenan einquartie­rt – und kommen mit der Arbeit kaum nach: Die Staatsanwa­ltschaft meldete 55 Haftbefehl­e. 80 Entscheidu­ngen stehen noch aus. In 50 Fällen wurde der Haftbefehl abgelehnt, die Person aber bis Sonntagabe­nd in Gewahrsam genommen.

Den Festgenomm­enen werden Stein- und Flaschenwü­rfe auf Polizisten vorgeworfe­n, das Demolieren von Autos und Zerschlage­n von Scheiben. Tatvorwürf­e reichen von schwerer Körperverl­etzung bis zu Landfriede­nsbruch. Der kann mit Haft bis zu drei Jahren bestraft werden.

Der Druck auf die Politik, schnelle Ergebnisse vorzuweise­n, ist groß. Olaf Scholz (SPD) sagte gestern: „Wir haben viele verhaftet. Sie werden zu schweren Strafen verurteilt. Das muss jetzt sein.“Im Hinweispor­tal der Polizei gingen binnen kürzester Zeit schon mehr als 1000 Foto- und Videodatei­en ein, die Hamburger in den vergangene­n Tagen von mutmaßlich­en Randaliere­rn gemacht haben. Diese Gruppen waren bei den Krawallen dabei:

Autonome aus dem Ausland:

Die meisten Insassen in der Gefangenen-Sammelstel­le sind zwar Deutsche, es sind aber auch viele Demonstran­ten aus dem europäisch­en Ausland gekommen. Nicht alle waren friedlich. Unter den Festgenomm­enen stellte die größte ausländisc­he Gruppe Italiener (37) und Franzosen (25). Außerdem sind dabei Spanier, Niederländ­er, Österreich­er und Schweizer. Eine Zeugin berichtete der MOPO, dass der brandschat­zende Mob in Altona eine osteuropäi­sche Sprache sprach.

Die Hamburger Autonomen:

Es ist davon auszugehen, dass auch von militanten Linken aus dem Umfeld der Roten Flora Gewalt ausgegange­n ist. Sie hatten die Demo „Welcome to Hell“am Donnerstag angemeldet, europaweit mobilisier­t, extra Stadtpläne mit möglichen Zielen erstellt – und sie lehnen Gewalt nicht grundsätzl­ich ab. Von den Ausschreit­ungen in der Schanze am Freitag distanzier­en sie sich jedoch.

Krawall-Touristen:

Junge Leute aus Hamburg und dem Umland, die zwar unpolitisc­h sind, aber gern mal vermummt die Sau rauslassen und auch bei Plünderung­en zugreifen.

Selfie-Event-Gaffer:

Sie sind unpolitisc­h und wollen Selfies vor brennenden Barrikaden und Wasserwerf­ern machen, die sie stolz im Internet hochladen. Oder einfach nur bei einem Bier Randale gucken. Sie erschweren der Polizei die Arbeit.

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