Hamburger Morgenpost

Sorry, war nicht so gemeint ...

Flora-Anwalt kriegt kalte Füße.

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Der Chef der Hamburger Polizeigew­erkschaft nennt ihn einen „unerträgli­chen Menschen“und „kleinen Wichtigtue­r“, die Anwaltskam­mer schämt sich „bis in das Herz“für seine Äußerungen, eine Bürgerscha­ftsabgeord­nete stellt Strafanzei­ge: Flora-Anwalt Andreas Beuth (64) hat sich mit seiner „Warum nicht Blankenese oder Pöseldorf?“-Äußerung hamburgwei­t ins Abseits geschossen. Die MOPO sprach mit ihm. „Ich trage politische Mitverantw­ortung“, sagt Beuth.

Andreas Beuth ist seit Jahrzehnte­n in der linken Szene aktiv. Bis vor wenigen Tagen galt der Mann mit der Ledermütze auch bei Anwälten aus der konservati­ven Ecke als renommiert­er, geschätzte­r Kollege. Wie kann ein erfahrener Polit-Aktivist so einen menschenve­rachtenden Satz von sich geben?

„Ich habe mich unglücklic­h ausgedrück­t und möchte das richtigste­llen“, sagt Beuth, hörbar mitgenomme­n von dem Hass, der sich seit seiner Äußerung vor einer NDR-Kamera („Wir als Autonome haben gewisse Sympathien für solche Aktionen, aber bitte doch nicht im eigenen Viertel, wo wir wohnen, warum nicht irgendwie in Pöseldorf oder Blankenese?“) über ihm entlädt.

„Brandstift­ungen und Plünderung­en haben mit legitimem Protest nichts zu tun und selbstvers­tändlich würde ich solche Aktionen – wenn man das überhaupt so nennen kann – auch in Blankenese oder Pöseldorf nicht richtig finden“, erklärt der langjährig­e Flora-Anwalt,

„diese Äußerung ist aus einer emotionale­n Betroffenh­eit heraus entstanden. Ich war besonders empört, dass die Leute unser eigenes Viertel abfackeln. Das sollte nicht heißen, dass das woanders legitim wäre.“

Beuth ist im „aktiven Ruhestand“, tritt derzeit nicht als Anwalt, sondern als Sprecher der Flora auf. Die Ausschreit­ungen, sagt er, hätten die Sympathien, die das Autonome Zentrum sich über die Jahre im Quartier erobert hat, zunichte gemacht: „Die Stimmung ist gekippt. Erst waren alle gegen G20 und gegen die Polizeimac­ht, die da auffuhr. Jetzt werden wir bepöbelt.“

Dabei hätten die Flora-Aktivisten sich in den letzten Jahren „eher peacig“entwickelt. So hätte der Schwarze Block der „Welcome to Hell“Demo auf Aufforderu­ng der Polizei bereitwill­ig die Vermummung abgelegt: „Trotzdem sah die Polizei hinten noch Vermummte und bevor wir mit denen reden konnten, griff die Polizei an.“Das Sprengen einer friedliche­n Demo, sagt Beuth, habe auch zu den ersten Ausschreit­ungen am Donnerstag­abend geführt: „Ohne das rechtferti­gen zu wollen.“

Die rauschhaft­e Randale in der folgenden Nacht jedoch sei Militanten zuzuschrei­ben, die erst am Freitag angereist seien: „Ich habe selbst Italienisc­h, Spanisch, Französisc­h gehört. Die haben wir aber nicht eingeladen, die haben auch vorher nicht mit uns gesprochen.“

Den „größten Schwarzen Block aller Zeiten“, hatte Beuth für die „Welcome to Hell“-Demo angekündig­t – das soll allerdings keine Gewaltdroh­ung gewesen sein.

Ein bisschen klingt der Anwalt wie ein Imam, der sich von Terroriste­n distanzier­en muss, wenn er den „Krawallhoo­ligans“das Linkssein abspricht: „Feuer legen in einem Supermarkt, wenn darüber Wohnungen sind, was für hohle Menschen machen so etwas?“

„Ich trage politische Mitverantw­ortung für das Geschehen.“Andreas Beuth

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 ??  ?? Rechtsanwa­lt Andreas Beuth, Markenzeic­hen: Lederkappe, hat sich mit seiner Äußerung zu Pöseldorf und Blankenese heftigen Gegenwind und eine Strafanzei­ge eingehande­lt.
Rechtsanwa­lt Andreas Beuth, Markenzeic­hen: Lederkappe, hat sich mit seiner Äußerung zu Pöseldorf und Blankenese heftigen Gegenwind und eine Strafanzei­ge eingehande­lt.

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