Sorry, war nicht so gemeint ...
Flora-Anwalt kriegt kalte Füße.
Der Chef der Hamburger Polizeigewerkschaft nennt ihn einen „unerträglichen Menschen“und „kleinen Wichtigtuer“, die Anwaltskammer schämt sich „bis in das Herz“für seine Äußerungen, eine Bürgerschaftsabgeordnete stellt Strafanzeige: Flora-Anwalt Andreas Beuth (64) hat sich mit seiner „Warum nicht Blankenese oder Pöseldorf?“-Äußerung hamburgweit ins Abseits geschossen. Die MOPO sprach mit ihm. „Ich trage politische Mitverantwortung“, sagt Beuth.
Andreas Beuth ist seit Jahrzehnten in der linken Szene aktiv. Bis vor wenigen Tagen galt der Mann mit der Ledermütze auch bei Anwälten aus der konservativen Ecke als renommierter, geschätzter Kollege. Wie kann ein erfahrener Polit-Aktivist so einen menschenverachtenden Satz von sich geben?
„Ich habe mich unglücklich ausgedrückt und möchte das richtigstellen“, sagt Beuth, hörbar mitgenommen von dem Hass, der sich seit seiner Äußerung vor einer NDR-Kamera („Wir als Autonome haben gewisse Sympathien für solche Aktionen, aber bitte doch nicht im eigenen Viertel, wo wir wohnen, warum nicht irgendwie in Pöseldorf oder Blankenese?“) über ihm entlädt.
„Brandstiftungen und Plünderungen haben mit legitimem Protest nichts zu tun und selbstverständlich würde ich solche Aktionen – wenn man das überhaupt so nennen kann – auch in Blankenese oder Pöseldorf nicht richtig finden“, erklärt der langjährige Flora-Anwalt,
„diese Äußerung ist aus einer emotionalen Betroffenheit heraus entstanden. Ich war besonders empört, dass die Leute unser eigenes Viertel abfackeln. Das sollte nicht heißen, dass das woanders legitim wäre.“
Beuth ist im „aktiven Ruhestand“, tritt derzeit nicht als Anwalt, sondern als Sprecher der Flora auf. Die Ausschreitungen, sagt er, hätten die Sympathien, die das Autonome Zentrum sich über die Jahre im Quartier erobert hat, zunichte gemacht: „Die Stimmung ist gekippt. Erst waren alle gegen G20 und gegen die Polizeimacht, die da auffuhr. Jetzt werden wir bepöbelt.“
Dabei hätten die Flora-Aktivisten sich in den letzten Jahren „eher peacig“entwickelt. So hätte der Schwarze Block der „Welcome to Hell“Demo auf Aufforderung der Polizei bereitwillig die Vermummung abgelegt: „Trotzdem sah die Polizei hinten noch Vermummte und bevor wir mit denen reden konnten, griff die Polizei an.“Das Sprengen einer friedlichen Demo, sagt Beuth, habe auch zu den ersten Ausschreitungen am Donnerstagabend geführt: „Ohne das rechtfertigen zu wollen.“
Die rauschhafte Randale in der folgenden Nacht jedoch sei Militanten zuzuschreiben, die erst am Freitag angereist seien: „Ich habe selbst Italienisch, Spanisch, Französisch gehört. Die haben wir aber nicht eingeladen, die haben auch vorher nicht mit uns gesprochen.“
Den „größten Schwarzen Block aller Zeiten“, hatte Beuth für die „Welcome to Hell“-Demo angekündigt – das soll allerdings keine Gewaltdrohung gewesen sein.
Ein bisschen klingt der Anwalt wie ein Imam, der sich von Terroristen distanzieren muss, wenn er den „Krawallhooligans“das Linkssein abspricht: „Feuer legen in einem Supermarkt, wenn darüber Wohnungen sind, was für hohle Menschen machen so etwas?“
„Ich trage politische Mitverantwortung für das Geschehen.“Andreas Beuth