Die Wahrheit über die SchanzenSchlacht
Warum das Viertel dem Mob überlassen wurde:
„Damit konnte keiner rechnen“, heißt es nach der G20Randale aus Polizei und Politik. Doch das ist Quatsch: Die Ansagen der Extremisten waren klar. Wir werden viele und wir schlagen da zu, wo ihr es nicht erwartet. Mittlerweile scheint klar: Die Verantwortlichen haben die Drohungen nicht ernst genommen, die Polizei war nicht richtig vorbereitet. Dabei wurde mit noch viel mehr Gewalttätern gerechnet. Die MOPO erklärt die angekündigte Katastrophe.
Angriffe auf Stadtviertel:
Schon Monate vor dem Gipfel hatten Gewalttäter angekündigt, „Reichenviertel“anzugreifen und auf Einkaufsstraßen zuzuschlagen. Und genau so ist es gekommen. Vor allem an der Elbchaussee sind Dutzende Autos angesteckt worden – ohne dass die Polizei eingriff. Polizeiintern wird jetzt versucht aufzuklären, was schiefgelaufen ist. Immerhin konnten etwa 150 Randalierer eine halbe Stunde lang machen, was sie wollten. Dabei hatten Hamburger Autonome sogar Karten veröffentlicht, auf denen unter anderem die Orte eingezeichnet waren, die angegriffen wurden. Jetzt heißt es, mit dem Ausmaß konnte man nicht rechnen, „man wurde überrascht“, so Einsatzleiter Hartmut Dudde. Anzahl der Gewalttäter: Was wäre eigentlich passiert, wenn wirklich 8000 Autonome in Hamburg gewesen wären? Mit dieser Zahl haben sowohl Linksradikale als auch die Polizei vorher jongliert. Wie viele am Ende genau in Hamburg waren, ist zwar unklar. Fakt ist aber: Bei der „Welcome to Hell“-Demo bestand der „Schwarze Block“aus etwa 1000 Personen. Bei den Krawallen am Freitag rund ums Schulterblatt sollen maximal 1000 Randalierer be-
teiligt gewesen sein. Der harte Kern aus organisierten Steinewerfern bestand dabei wohl nur aus einigen Hundert Personen. Hätten sich die Prognosen erfüllt, wäre alles noch schlimmer gekommen ...
Falsche Planung: Hätte der Senat sich besser vorbereiten müssen? Vor dem Gipfel erklärte Innensenator Andy Grote (SPD) im Gespräch mit der MOPO, dass, wenn er das Einsatzkonzept außerhalb Hamburgs vorstellt, die Reaktion häufig sei, Hamburg plane eher am unteren Limit dessen, was nötig ist. Das hat sich jetzt bewahrheitet. Auf die MOPO-Frage, ob die Polizei darauf eingerichtet sei, wenn Krawallos Bezirkszentren wie Bergedorf oder Harburg attackieren, entgegnete Andy Grote, darauf sei man vorbereitet. Vorbereitet war man dann nicht mal für Attacken in Altona oder Eimsbüttel.
Die Polizei ist sicher, dass die Angreifer aus dem G20Camp im Volkspark kamen. Dort waren laut Polizei ab 6 Uhr fünf größere Gruppen von Protestlern gestartet. Es kam noch in Bahrenfeld zu einer Straßenschlacht. Unbemerkt sammelten sich mehr als 120 Gewalttäter an der Elbchaussee und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Jan Reinecke, Hamburger Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, erklärt, warum das so war: „Der Schutz der Gipfelteilnehmer hatte erste Priorität. Die Bürger der Stadt zu schützen war zweite Priorität.“