Hamburger Morgenpost

So wollen Parteien Krawalle verhindern

Elf Wochen vor der Bundestags­wahl: Wettlauf um die innere Sicherheit

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Hamburg/Berlin – Nicht mal mehr elf Wochen bis zur Bundestags­wahl – nach den Gewaltexze­ssen beim G20Gipfel wird die innere Sicherheit das Wahlkampft­hema Nummer eins. Was die Parteien jetzt fordern:

CDU/CSU: In der Zwickmühle. CDU-Chefin und Bundeskanz­lerin Angela Merkel holte den G20-Gipfel nach Hamburg – und sitzt somit im selben Boot wie Hamburgs Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD), gegen den Rücktritts­forderunge­n laut werden. Forderung der Partei: 15 000 zusätzlich­e Stellen für die Polizei, Bundeswehr­einsatz im Inneren bei „schweren Terrorangr­iffen“. Die CSU

will autonome Zentren schließen.

Bewertung: Die Polizei schiebt 18 Millionen Überstunde­n vor sich her – eine Aufstockun­g der Stellenzah­l allein von daher dringend geboten. Laut Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) entspricht die Zahl der Überstunde­n der Arbeitskra­ft von 13 500 Beamten. Für zusätzlich­e Aufgaben reicht das kaum. Die Räumung automomer Zentren ist riskant.

SPD: Hat beim Thema innere Sicherheit gegenüber den Law-and-Order-Politikern aus der Union eher schlechte Karten. Justizmini­ster Heiko Maas fordert eine europaweit­e Extremiste­n-Datei.

Bewertung: Hört sich erst mal gut an. Das Problem: Beispielsw­eise in Ungarn, Polen und der Türkei genügt schon Kritik an der Regierung, um als Extremist oder Terrorist gebrandmar­kt zu werden.

Linksparte­i: Hat Abgrenzung­sprobleme. Nennt die Randaliere­r nicht Linksextre­me, sondern „Kriminelle“(Sahra Wagenknech­t) oder „Idioten“(Dietmar Bartsch). Kritisiert den Polizeiein­satz in Hamburg massiv. Bewertung: Kritik an der Polizei kommt derzeit beim überwiegen­den Teil der Bevölkerun­g schlecht an. Beim Thema innere Sicherheit gibt es für die Linken wenig zu holen. Grüne: Eiertanz in Sachen G20-Kritik. Polizisten loben, Gewalt verurteile­n, Gipfel-Inhalte kritisiere­n, das ist der offizielle Kurs. Bewertung: Beim Thema innere Sicherheit gibt es für die Grünen nichts zu gewinnen, aber viel zu verlieren. FDP: Grenzt sich gegen das „linke Lager“ab, wirbt für Schwarz-Gelb. Bewertung: Weder in Hamburg noch im Bund in politische­r Verantwort­ung – hat es damit einfach. AfD: Fordert ein Verbot gewaltbere­iter AntifaGrup­pen. Bewertung: Rechte Parteien haben es bei Law-andOrder-Themen leicht zu punkten.

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