Die Rückkehr des Ruder- Riesen
Nach seiner Auszeit kämpft der Hamburger erstmals wieder um Medaillen und spürt neuen Erfolgshunger Eric Johannesen
Vier Monate lang hat er kein Ruder angefasst und noch länger keine Rennen bestritten. Am Wochenende kämpft Hamburgs Ruder-Riese Eric Johannesen erstmals seit dem Gewinn der Silbermedaille mit dem Achter bei den Olympischen Spielen im August 2016 wieder um Edelmetall.
Als Ruderer hat Johannesen in seiner Karriere alles gewonnen, was man gewinnen kann, darunter achtmal Gold bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften. In den vergangenen Monaten ist etwas Kostbares hinzugekommen: Zeit. Lebensqualität.
„Die Auszeit war eine der besten Entscheidungen meines Lebens“, sagt der 28Jährige beim Treffen mit der MOPO. „Ich habe die Zeit sehr genossen.“Zeit für sich, Zeit für Freundin Kaja, für Familie und Freunde, für Unternehmungen. Zeit zur freien Verfügung. „Jahrelang hatte ich nur die Ruder-Brille auf, habe immer nur sieben Tage weit gedacht und nach Trainingsund Wettkampfplänen gelebt. Vor allem die freien Wochenenden waren ein echter Luxus.“Er hat sich mit anderen Sportarten fit gehalten. Die Lust auf Rudern ist Johannesen, der Business Administration dual studiert und beim Hamburger Schiffsversicherer Duncker arbeitet, nicht vergangen. „Ich habe wieder Bock auf Rennen fahren“, sagt der Modellathlet (1,93 m, 97 kg). Mit seinem früheren Achter-Kollegen Max Munski, der seine Karriere im Nationalteam beendet hat, startet Johannesen bei der am Donnerstag beginnenden StudentenEM im serbischen Subotica (bis Sonntag) im Zweier. Seit knapp zwei Monaten trainieren beide fünfmal die Woche auf der Alster, jeden Morgen um 6.45 Uhr, rund 75 Minuten lang. Sein Ziel für die EM der Studenten: „Spaß haben und Gas geben!“Dieser Wettkampf markiert quasi seinen offiziellen Wiedereinstieg ins Hochleistungsrudern. Im Herbst beginnt dann die Vorbereitung des Nationalkaders auf die Saison 2018 – und er wird wieder mittendrin sein.
Johannesen spürt trotz aller Erfolge noch immer das Feuer in sich, ohne das es in seinem knallharten und entbehrungsreichen Sport nicht geht. „Ich habe in meiner Auszeit gemerkt, dass ich nicht satt von den Erfolgen bin“, berichtet der Hüne, dessen großes Fernziel es ist, bei Olympia 2020 in Tokio gemeinsam mit Bruder Torben (22) in einem Boot an den Start zu gehen. „Ich habe Bock, das, was ich geschafft habe, noch mal zu schaffen. Mein Hunger ist eher noch größer geworden.“So eine Auszeit kann auch den Appetit anregen.
„Ich bin nicht satt von den Erfolgen. Mein Hunger ist eher noch größer geworden.“