Hamburger Morgenpost

Lychen wacht auf

Zum Baden, Paddeln, Radeln und Erholen ist die Flößerstad­t in der Uckermark noch ein Geheimtipp

- Anke Geffers

Uckermark, Lychen? Nie gehört? Eine der am dünnsten besiedelte­n Gegenden Deutschlan­ds, etwa eine Autostunde nordöstlic­h von Berlin gelegen, ist so etwas wie ein Geheimtipp für alle, die Wasser lieben, gern paddeln, Radeln, Fisch essen und ansonsten einfach mal ihre Ruhe haben wollen. Hier hat man ganze Seen für sich allein und fühlt sich beim Kajakfahre­n in den schmalen Kanälen, die die sieben Seen der alten Flößerstad­t Lychen verbinden, wie im Urwald.

Blaue Insekten flattern über dem Wasser, das Licht lässt ihre Flügel glitzern. Schmetterl­inge? Nein, Libellen. Still, wie verzaubert, ist die Wasserwelt hier auf dem kleinen Stichkanal, der den Nesselpfuh­l mit dem Wurlsee verbindet. Nur das Eintauchen der Paddel ist zu hören. Den Tipp, hierherzuk­ommen, hatte uns Marcus Thum vom Bootsverle­ih Treibholz gegeben. Vorher hatte uns der Mann mit dem Zopf, der auch Flöße für Gruppenaus­flüge vermietet, klar, schließlic­h ist Lychen eine Flößerstad­t, noch einen Kaffee spendiert und uns dann auf den See geschickt. Marcus gehört zu den Menschen, die etwas bewegen in der Stadt, die langsam aufwacht aus dem Dornrösche­nschlaf. Dabei war das Städtchen um die Jahrhunder­twende beliebtes Ziel wohlhabend­er Berliner, die sich im Sanatorium Hohenlyche­n erholten. Heute verfallen die altenVille­n am Ufer des Zenssees, aber ein Investor ist bereits gefunden.

Auch Friedrich Niemann hat das Potential der Stadt am Wasser entdeckt und seinen persönlich­en Traum erfüllt. Der frühere Generalman­ager des Waldorf Astoria in Berlin mag es inzwischen lieber familiärer. Sein vor einem Jahr eröffnetes Bed and Breakfast Haus „Mein Lychen“hat nur fünf Gästezimme­r, dazu eine Küche und einen Salon für alle, luxuriös und gemütlich. Einen Traum hat sich auch Henning Storch erfüllt. Eigentlich ist der Mann mit dem Stoppelhaa­rschnitt Musiker, seit zwei Jahren auch Bierbrauer. Das Bier trägt seinen Namen: Storch. Gebraut wird es im Keller seines Wohnhauses in der Rutenbergs­traße 1. Wer Flaschen kaufen möchte, ist herzlich willkommen. „Einfach klingeln, entweder bin ich zu Hause oder nicht“, sagt Storch. Im Café „Kunstpause“wird das Bier aus Lychen angeboten. Am besten schnell nach Lychen fahren, bevor es kein Geheimtipp mehr ist.

Info: www.meinlychen.de, ab 95 Euro. Kanuverlei­h: www.treibholz.com, Floßtouren: www.sausundbra­us.de, www.tourismus-lychen.de DZ mit Frühstück

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