Hamburger Morgenpost

Täter geschnappt. Aber das Gold bleibt verschwund­en

Vier Mitglieder einer arabischen Großfamili­e nach Münzraub verhaftet

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Berlin – Um sechs Uhr früh schlug die Polizei mit 300 Mann zu. In 14 Wohnungen in Berlin und Brandenbur­g splitterte­n gleichzeit­ig die Türen, vier Männer wurden verhaftet. Die Ermittler sind sich sicher: Wir haben die Bande, die eine riesige Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum geklaut hat (MOPO berichtete). Die gigantisch­e Münze selbst bleibt jedoch verschwund­en. Laut einem Ermittler vermutlich für immer.

Zumindest der Ablauf der Tat scheint weitgehend aufgeklärt. Den Ermittlung­en zufolge kletterten die drei Täter in der Nacht zum 27. März auf einen Brückensoc­kel an der Museumsins­el, lehnten eine dreiteilig­e Leiter an das Museum und brachen das Fenster zum Umkleidera­um des Sicherheit­sdienstes auf.

Dann zerschluge­n sie die Panzerglas-Vitrine, luden die 100-Kilogramm-Münze aus purem Gold (Wert: rund 3,7 Millionen Euro) auf eine Schubkarre, transporti­erten sie damit quer durchs Museum. Dann seilten sie die Münze aus dem Fenster ab und flüchteten wieder über die Gleise. Dabei ließen sie das Seil, die Schubkarre, die Leiter und eine Axt aus einem Baumarkt zurück.

Jetzt scheint der Panzerknac­ker-Coup also endlich aufgeklärt, vier Angehörige (18 bis 20 Jahre) einer arabischen Großfamili­e sitzen in U-Haft. Walid, Toufik und Wissam R., die drei mutmaßlich­en Einbrecher, wurden von einem Spezialein­satzkomman­do festgenomm­en, sie sind der Polizei bereits als Gewalttäte­r be-

kannt. Der vierte Verhaftete hatte im Bode-Museum gearbeitet, ironischer­weise als Wachmann.

„Sein Job war es ausgerechn­et, auf die Exponate im Museum aufzupasse­n“, so der Ermittler weiter. Von ihm kamen wertvolle Tipps über das Sicherheit­ssystem.

Zudem fanden die Ermittler vier scharfe Waffen sowie einen sechsstell­igen Betrag und beschlagna­hmten fünf Fahrzeuge. Doch bei aller Freude über die Verhaftung der Bande bleibt die Frage: Wo ist denn nun die Münze abgebliebe­n? „Wir gehen leider nicht mehr davon aus, dass es uns noch gelingen wird, die Münze zu finden“, hieß es gestern bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz von Polizei von Staatsanwa­ltschaft.

Zwar habe man einen Juwelier im Verdacht, als Hehler fungiert zu haben. Doch ob die Münze zersägt, eingeschmo­lzen oder gar am Stück verkauft wurde – völlig unklar. Zudem gehen die Ermittler davon aus, dass sich die Zwei-Zentner-Münze „vermutlich nicht mehr in Deutschlan­d befindet“.

Für fette Beute scheinen arabische Clans es durchaus in Kauf zu nehmen, dass einige Familienmi­tglieder für ein paar Jahre ins Gefängnis gehen. Und weil die fast immer unter 21 Jahre alt sind, sind sie meist nach zwei bis drei Jahren wieder in Freiheit. Und können sich anschließe­nd an ihrer Beute erfreuen.

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Dieser Berliner Juwelier steht im Verdacht, die gestohlene Münze verkauft zu haben.
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Ein Polizeiwag­en steht kurz nach dem Coup vor dem weltberühm­ten Bode-Museum.
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Einer der Verdächtig­en, die die millionens­chwere Goldmünze gestohlen haben sollen, wird von der Polizei abgeführt. Die Täter kurz nach dem Einbruch ins Museum
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