Hamburger Morgenpost

Wickys Abrechnung

Trainer des FC Basel spielte in Hamburg „mit Voltaren und geschwolle­nen Knien“

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Es klingt wie eine Abrechnung mit dem Profi-Fußball, dabei steht er ganz am Anfang seiner Trainer-Karriere. Raphael Wicky ist vielen HSV-Fans sehr positiv in Erinnerung geblieben. Der Schweizer kickte von Januar 2002 bis Juni 2007 in Hamburg, mit ihm verbinden die Anhänger Identifika­tion, Einsatzfre­ude und sicher auch eine sportlich bessere Zeit.

In diesem Sommer geht der 40-Jährige in seine erste Saison als Chefcoach des FC Basel. In einem Interview mit der „Neue Zürcher Zeitung“sprach er über Werte und blickte auch auf seine Zeit in Deutschlan­d zurück. „Ich merkte bald, dass Werte im Fußball nicht für alle gelten. Ehrlichkei­t wird nicht überall hochgehalt­en. Fußball ist ein Business. Es geht um Millionen. Als Spieler ist man schließlic­h eine Nummer“, sagte Wicky, der bei Werder Bremen auf Probleme mit seinem Trainer stieß: „Ich konnte mich mit der Menschenfü­hrung von Felix Magath nicht immer identifizi­eren.“

So zog er weiter zum Liga-Dino: „Beim HSV setzten sie mir den Niederländ­er Nigel de Jong vor die Nase, obwohl ich gut gewesen war. Ich war nicht happy. Aber es erschütter­te mich nicht“, betonte der frühere Mittelfeld­spieler. Bitter war allerdings sein Abschied, so Wicky: „Ich war sechs Jahre in Hamburg. Am Schluss teilte man mir mit, dass man mich nicht mehr will. Aber gespürt hatte ich das viel früher. Da sagte niemand: Danke, dass du sechs Jahre hier gespielt hast, mit Voltaren und geschwolle­nen Knien. Irgendwann ist man halt nicht mehr interessan­t.“

Doch seine Zeit in der Bundesliga prägt Wicky auch als Trainer, wie er betonte: „Den absoluten Willen zum Erfolg sollen meine Spieler in sich tragen. Wir wollen gewinnen. Wir Schweizer dürfen durchaus eine gewisse Selbstüber­zeugung entwickeln. Ich war zehn Jahre in Deutschlan­d, da wird das gelebt, dass man überzeugt ist von sich, ohne arrogant zu wirken.“

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Mit dem HSV spielte Raphael Wicky (r., gegen Portos Anderson) in der Champions League.

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