Hamburger Morgenpost

Vermummung­s-Verbot lockern

Pistorius’ brisante Forderung:

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Die Zahl der verletzten Polizisten ist geringer, als die Polizei sagt. Das erklärt Professor Rafael Behr von der Akademie der Polizei Hamburg (Foto): „Die Zahl der Verletzten fällt in der Regel höher aus, wenn die Polizei angegriffe­n wird, auch um zu zeigen, wie gefährlich die Gegenseite war.“Der Soziologe fordert eine genauere Analyse der Zahlen.

„Man kann nicht die Verletzung­en von Beamten durch Gewalttäte­r in eine Reihe stellen etwa mit Polizisten, die wegen Dehydrieru­ng mit Kreislaufp­roblemen zusammenge­klappt sind“, sagt Professor Behr. 476 verletzte Polizisten, das ist die offizielle Bilanz der Polizei. Allerdings bezieht sich die Zahl auf den „erweiterte­n Einsatzzei­traum“vom 22. Juni bis 10. Juli, so Polizeispr­echer Holger Vehren. Behr, früher Polizist, jetzt Kriminolog­e und Soziologe, nennt die Statistik „zu pauschal“: „Die Zahl der Polizisten, die durch Gewalttäte­r schwer verletzt wurden, ist deutlich geringer. Dass mit möglichst hohen Verletzten­zahlen Politik gemacht wird, damit kann ich als Wissenscha­ftler nichts anfangen.“

Behr ärgert sich über den „inflationä­ren Gebrauch des Gewaltbegr­iffs“: „Damit werden die Beamten, die tatsächlic­h Opfer von gewaltsame­n Angriffen geworden sind, in eine Reihe gestellt mit Verletzten, die nicht auf die Einwirkung von Störern zurückzufü­hren sind.“

Derzeit sei die Stimmung aufgeheizt, so der Wissenscha­ftler:

„Es hat auf beiden Seiten Gewalt gegeben, von der Polizei und den Demonstran­ten. Ich warte auf die Zeit, wenn man wieder differenzi­ert über die Intensität der Gewalt sprechen kann.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany