Vermummungs-Verbot lockern
Pistorius’ brisante Forderung:
Die Zahl der verletzten Polizisten ist geringer, als die Polizei sagt. Das erklärt Professor Rafael Behr von der Akademie der Polizei Hamburg (Foto): „Die Zahl der Verletzten fällt in der Regel höher aus, wenn die Polizei angegriffen wird, auch um zu zeigen, wie gefährlich die Gegenseite war.“Der Soziologe fordert eine genauere Analyse der Zahlen.
„Man kann nicht die Verletzungen von Beamten durch Gewalttäter in eine Reihe stellen etwa mit Polizisten, die wegen Dehydrierung mit Kreislaufproblemen zusammengeklappt sind“, sagt Professor Behr. 476 verletzte Polizisten, das ist die offizielle Bilanz der Polizei. Allerdings bezieht sich die Zahl auf den „erweiterten Einsatzzeitraum“vom 22. Juni bis 10. Juli, so Polizeisprecher Holger Vehren. Behr, früher Polizist, jetzt Kriminologe und Soziologe, nennt die Statistik „zu pauschal“: „Die Zahl der Polizisten, die durch Gewalttäter schwer verletzt wurden, ist deutlich geringer. Dass mit möglichst hohen Verletztenzahlen Politik gemacht wird, damit kann ich als Wissenschaftler nichts anfangen.“
Behr ärgert sich über den „inflationären Gebrauch des Gewaltbegriffs“: „Damit werden die Beamten, die tatsächlich Opfer von gewaltsamen Angriffen geworden sind, in eine Reihe gestellt mit Verletzten, die nicht auf die Einwirkung von Störern zurückzuführen sind.“
Derzeit sei die Stimmung aufgeheizt, so der Wissenschaftler:
„Es hat auf beiden Seiten Gewalt gegeben, von der Polizei und den Demonstranten. Ich warte auf die Zeit, wenn man wieder differenziert über die Intensität der Gewalt sprechen kann.“