Hamburger Morgenpost

Schämen Sie sich dafür, Kommunist gewesen zu sein?

Der Hamburger Star-Anwalt Gerhard Strate über Karl Marx, die Hells Angels und schnelle Autos

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Er hat Millionenb­etrüger Jürgen Harksen und Kiez-König Ringo Klemm verteidigt und sich für die Hells Angels eingesetzt. Er hat Unschuldig­e nach Jahren aus dem Knast geholt und vertritt aktuell im VW-AbgasSkand­al Ferdinand Piëch: Gerhard Strate (67) ist Hamburgs, vielleicht sogar Deutschlan­ds bekanntest­er Strafverte­idiger. Ein Gespräch über seine größte Niederlage, Emotionen im Gerichtssa­al, seine Studentenj­ahre als Kommunist – und die Liebe zu schnellen Autos.

MOPO am Sonntag: Sind Sie ein Star-Anwalt? Gerhard Strate: Ich habe mich selber noch nie so bezeichnet. Die Medien tun es. Unbegründe­t? Die werden sich etwas dabei denken. Lehnen Sie Mandanten ab? Ja. Aber nicht aus Prinzip. Nur dann, wenn Mandanten mir nicht unbedingt sympathisc­h sind oder es sich abzeichnet, dass sie alles besser wissen als ihr Anwalt. Geht es nur um Sympathie oder würden Sie auch Mandanten ablehnen, die ein Delikt begangen haben, das extrem entsetzlic­h ist? Nein. Jeder kann mit jedem Delikt kommen. Sie würden also auch Kinderschä­nder verteidige­n? Das stellt sich ja oft erst während des Verfahrens heraus, ob jemand wirklich Kinderschä­nder ist. Ich habe mal ein Verfahren über 13 Instanzen bis zum Europäisch­en Gerichtsho­f geführt. Der Mann wurde nach sieben Jahren wegen erwiesener Unschuld freigespro­chen. Ihm war sexueller Missbrauch seiner Tochter vorgeworfe­n worden. Er wurde Opfer der Intrige seiner Ex-Frau. Erwarten Sie von Ihren Mandanten, dass Sie Ihnen die Wahrheit sagen? Ich kann nicht erwarten, dass mir jeder Mandant sofort die Wahrheit sagt. Nach Analyse von Akten und Beweismitt­eln konfrontie­re ich die Mandanten aber schon – manchmal sehr direkt – mit der Frage, was da nun dran ist. Und es ist immer ratsam, mir die volle Wahrheit zu sagen, damit ich keine Verteidigu­ng verfolge, die letztlich daran scheitert, dass ich nicht voll informiert war. Was passiert, wenn Sie einen Mandanten beim Lügen ertappen? Das ist für mich keine moralische Frage. Wenn der Mandant mir aber ständig neue Lügengespi­nste präsentier­t, hab ich irgendwann keine Lust mehr. Ich werfe mal ein paar Namen prominente­r Mandanten in den Raum.

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Zur Person Gerhard Strate wurde am 24. Februar 1950 im thüringisc­hen Zella-Mehlis geboren. Seine Mutter flüchtete 1953 aus der DDR nach West-Berlin, wollte eigentlich nach München fliegen, verwechsel­te aber das Flugzeug. So landete sie mit ihrem...
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