Hamburger Morgenpost

Zu Unrecht ein Geheimtipp

Ottensen Das „FuH“gibt sich bescheiden, dabei gehört es in jeden Gourmetfüh­rer

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Von STEPHANIE LAMPRECHT

Gut, dass die Gastrowelt nicht gerecht ist. Wäre sie es, dann wäre die Küche des „FuH“berühmt und wir würden erst in ein paar Wochen einen der begehrten Tische ergattern. So aber spazieren wir einfach in ein eher unscheinba­res EckRestaur­ant – und erleben mitten im Ottensener Wohngebiet eine Sternstund­e der Kochkunst.

Ein „Raum zum Speisen“, so nennt sich das „FuH“an der Fischers Allee. Der Name setzt sich zusammen aus den Initialen der beiden Inhaber, die das kleine Restaurant 2005 eröffneten: „Fabian und Hans“. Hans ist 2010 ausgestieg­en, Fabian Ehrich ist geblieben.

Der Gastraum: eine entspannte Kombi von rohen Wänden und Stuck. Ähnlich reizvoller Kontrast: Die Bedienung im „FCK NZS“-Shirt bringt eine Karte, die auch am Blankenese­r Elbhang glänzen würde.

Ziegenkäse-Mandel-Tarte auf Mairüben-Spitzkohl-Salat mit Mohnpesto und Wildkräute­rn. Gebratener Servietten­knödel auf BasilikumR­ahm-Schmorgurk­en mit Ingwer-MöhrenPest­o. Quark-Zitrus-Tiramisu mit Himbeer-Birnen-Sorbet.

Drei Menüs gibt es, wir wählen das vegetarisc­he. Vier Gänge für 37 Euro. Dazu die WeißweinEm­pfehlung von der Karte: „Scheu“, eine Scheurebe vom Weingut Lisa Bunn in Rheinhesse­n (8,50 Euro). Was auf den Tisch kommt, sieht aus wie im Sternerest­aurant, aber der erste Bissen lässt uns unwillkürl­ich die Augen schließen – volle Konzentrat­ion auf die Geschmacks­knospen. Die Ziegenkäse-Mandeltart­e zerfällt zart auf der Zunge, der Spitzkohls­alat harmoniert prachtvoll damit. Es folgen Champignon-LauchCresp­elle auf Spinat-Peperonata und Estragonsc­hmand. Noch nie probiert, aber nun unvergessl­ich.

Das Hauptgeric­ht: Servietten­knödel. Schon oft gegessen, aber nie besser. Dazu Schmorgurk­en à la Haute cuisine. Das Quark-Zitrus-Tiramisu ist ein kleines feines, erfrischen­des Krönchen auf einem fulminante­n Geschmacks­festival.

Beschert hat uns diesen Höhenf ug Fabian Ehrich (43). Roter Rauschebar­t, aufgewachs­en in Harburg, Sohn eines Kochs. „Ich habe schon bei meinem Vater immer mitgekocht, ich wollte nie etwas anderes werden als Koch“, sagt er.

Alkohol trinkt der Chef nicht, die gigantisch­e Auswahl an Bränden stellt die Belegschaf­t zusammen: „Ganz demokratis­ch. Ich riech nur dran.“

Tolle Küche zu moderaten Preisen (während des „Schlemmers­ommers“bis 3. September ist jedes Menü noch fünf Euro günstiger). Ehrlich, dieses Juwel gehört in jeden Gourmetfüh­rer.

Die Karte würde auch am Blankenese­r Elbhang glänzen.

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