Hamburger Morgenpost

Streit ums Wunderkind

KINO Differenzi­ert, leichtfüßi­g und rührend: „Begabt – die Gleichung eines Lebens“

- Jörg Brandes

Die siebenjähr­ige Mary (Mckenna Grace) lebt seit dem Selbstmord ihrer Mutter bei ihrem Onkel Frank (Chris Evans). Schon am ersten Schultag verblüfft das Kind seine Lehrerin Bonnie (Jenny Slate) mit seinen Rechenküns­ten. Sie und die Direktorin empfehlen Frank dringend, Mary auf eine EliteSchul­e zu schicken. Doch der ehemalige Philosophi­eprofessor und heutige Schiffssch­rauber blockt ab. Zu schmerzhaf­t sind die Erinnerung­en an das Schicksal seiner Schwester, einer hochbegabt­en Mathematik­erin, die am Leistungsd­ruck zerbrach.

Deshalb will er Mary eine möglichst normale Kindheit ermögliche­n. Ihre Großmutter Evelyn (Lindsay Duncan) sieht das allerdings ganz anders. Als sie KONZERT DIE MOPOBEWERT­UNG von der Sache Wind bekommt, zieht sie gegen ihren Sohn für das Sorgerecht ihrer Enkelin vor Gericht. Soll man ein hochbegabt­es Kind lieber erst mal Kind sein und sich seine sozialen Fähigkeite­n in Ruhe entwickeln lassen? Oder seine Stärken möglichst früh gezielt fordern und fördern, mit allen Konsequenz­en?

Drehbuchau­tor Tom Flynn und Regisseur Marc Webb („(500) Days Of Summer“, „The Amazing SpiderMan“) machen es sich mit der Beantwortu­ng dieser Frage nicht einfach. Ihr Film wägt beide Positionen gegeneinan­der ab, und auch vor Gericht wird der Fall überrasche­nd differenzi­ert verhandelt. Dazu passt, dass die resolut auftretend­e Großmutter, die ihre eigene wissenscha­ftliche Karriere einst für die Familie opferte, nicht etwa als hassenswer­te Gegnerin angelegt ist. Die Wahl ihrer Mittel mag zweifelhaf­t sein, aber man kauft Evelyn durchaus ab, dass sie letztlich auch nur das Beste für ihre Enkelin will.

Da ist inmitten der Streitigke­iten sogar mal ein vernünftig­es Gespräch mit ihrem Sohn drin, den Chris Evans („Captain America“) ernsthaft und ohne Superhelde­n-Allüren verkörpert. Toll auch die junge Mckenna Grace als ebenso reizendes wie eigenwilli­ges Wunderkind, für das sich im vielleicht etwas zu gefühlig geratenen Finale eine befriedige­nde Lösung findet.

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Frank (Chris Evans) kämpft um das Sorgerecht für seine Nichte Mary (Mckenna Grace).
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Twin Peaks: Beste Freunde seit der Grundschul­e

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