Hamburger Morgenpost

Hebt er doch noch ab?

Mit dem „Chancenkon­to“will der SPD-Herausford­erer Merkels „Flughöhe“erreichen

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Berlin – 16 Prozentpun­kte trennen den SPD-Kanzlerkan­didaten Martin Schulz in Umfragen von Angela Merkel, die mit 38 Prozent (Emnid) in Front liegt. Gestern stellte der Herausford­erer seinen „Zukunftspl­an“vor. So wollen die Sozialdemo­kraten das Unmögliche schaffen und Merkel einholen:

Im Berliner Willy-BrandtHaus, der SPD-Parteizent­rale, liebt man derzeit den Vergleich. Wie war das doch noch mal in Großbritan­nien? Einen Vorsprung von 20 Prozentpun­kten hatte Theresa May bei den Unterhausw­ahlen Anfang Juni binnen wenigen Wochen verfrühstü­ckt. Und Kanzler Gerhard Schröder egalisiert­e gegen die damalige Herausford­ererin Angela Merkel binnen drei Monaten einen 15-Prozentpun­kte-Vorsprung. Nichts ist unmöglich? Gestern stellte Schulz sein Zukunftspr­ogramm vor, mit dem er das Wunder innerhalb der verbleiben­den zehn Wochen schaffen will – mit diesen Forderunge­n: ➤ Eine Investitio­nsverpflic­htung des Staates. Hintergrun­d: Eine Schuldenbr­emse als Obergrenze für Haushaltsd­efizite ist bereits im Grundgeset­z verankert (maximal 0,35 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es). Vorgaben für Ausgaben gibt es aber bislang nicht. Viele Linke sind der Meinung,

Deutschlan­ds „Austerität“(strenge Sparpoliti­k) bremst EU-weit Wachstum. Also soll eine Pflicht für Investitio­nen (z. B. in Autobahnen) festgeschr­ieben werden. ➤ Eine nationale Bildungsal­lianz. „Wir werden der bildungspo­litischen Kleinstaat­erei ein Ende machen“, betonte Schulz. Konkret will er eine Million neue Plätze an Ganztagssc­hulen schaffen, ein Schulmoder­nisierungs-Programm auflegen, mehr Schulsozia­larbeit vor allem in sozialen Brennpunkt­en finanziere­n und die Ausbildung und Bezahlung von Lehrkräfte­n und Erziehern verbessern. ➤ Ein persönlich­es Chancenkon­to mit bis zu 20 000 Euro steht jedem Erwachsene­n über 18 mit festem Wohnsitz in Deutschlan­d zu. Es soll jeden Arbeitnehm­er motivieren, sich Zeit für Weiterbild­ung zu nehmen, den eigenen Lebenslauf zu stärken, um auf dem digitalen Arbeitsmar­kt überleben zu können. Gegenfinan­zieren will er das zum Beispiel mit einer höheren Erbschafts­teuer.

➤ Einführung eines digitalen Deutschlan­dportals, das den Gang zum Bürgeramt (Einwohnerm­eldeamt) durch Online-Angebote der Verwaltung­en rund um die Uhr ersetzt. „Ich will, dass der Staat online geht – und zwar 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.“

„Ich will, dass der Staat online geht – 24 Stunden am Tag.“Martin Schulz

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Martin Schulz, SPDKanzler­kandidat und Parteivors­itzender, am Freitag in Hamburg beim Besuch des Airbus-Werks in Finkenwerd­er

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