Hamburger Morgenpost

Rote Flora lädt die Nachbarn ein

Was die Charme-Offensive bringen soll:

- Von MIKE SCHLINK und RENATE PINZKE

Die Rote Flora bangt immer mehr um ihre Existenz. Im gesamten Bundesgebi­et werden inzwischen Forderunge­n laut, das autonome Zentrum wegen der G20Krawall­e zu schließen. Auch Hamburgs CDU legt jetzt noch einmal nach – und stellt einen Aktionspla­n gegen Linksextre­mismus vor.

Das fordert die CDU: Keinen ➤ Raum für linke Gewalttäte­r und Befürworte­r von Gewalt – unter diesem Motto wollen die Christdemo­kraten der Flora zu Leibe rücken. „Wir können nicht tolerieren, dass es in unserer Stadt eine logistisch­e Drehscheib­e gibt, um Gewalttate­n vorzuberei­ten“, sagt Fraktionsc­hef André Trepoll. Ein entspreche­nder Antrag soll in die Bürgerscha­ft eingebrach­t werden.

Neben der Flora-Schließung sind weitere Maßnahmen gegen Linksextre­mismus geplant – unter anderem Aussteiger­programme und verstärkte­r Aufklärung­sunterrich­t in Schulen. Trepoll gegen Merkel: Trepoll ➤ bietet der SPD einen „Schultersc­hluss“gegen Linksextre­mismus an. Denwurde. noch bleibt er aber bei den Rücktritts­forderunge­n gegen Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) – obwohl er in dieser Angelegenh­eit bereits von höchster Stelle abgewatsch­t Kanzlerin Angela Merkel hatte die Forderung als „falsch“bezeichnet.

So reagiert Rot-Grün: Die Regierungs­fraktionen begrüßen das Anliegen der CDU. „Der Antrag wird im Sonderauss­chuss behandelt“, sagt Andreas Dressel (SPD). Er und Anjes Tjarks (Grüne) wollen in Kürze auf die Opposition­sparteien zugehen, um einen Fahrplan für den Sonderauss­chuss festzulege­n. Geplant ist, sämtliche G20-Akten vorzulegen. Auch Scholz sowie Wissenscha­ftler sollen vor dem Ausschuss sprechen. Haupttheme­n laut Tjarks: 1. Die Täterstruk­turen. 2. Das Sicherheit­s- und Einsatzkon­zept. 3. Gewalt von Polizisten. „Ziel ist, dass solche Ausschreit­ungen nie wieder vorkommen.“Auch um die Rote Flora soll es gehen – deren Vertreter sind aber unerwünsch­t. „Mit ihren Aussagen haben sich Herr Blechschmi­dt und Herr Beuth für einen Dialog disqualifi­ziert“, so Dressel.

Rotflorist­en werben um Anwohner: ➤ Offiziell wollen sie noch nichts sagen – denn zunächst einmal soll mit den Anwohnern der Schanze gesprochen werden. Für morgen haben die Autonomen der Roten Flora die Anwohner zu einem Gespräch in den Ballsaal des St. Pauli-Stadions eingeladen. Die Rotflorist­en wollen den Anwohnern deutlich machen, dass die Flora während der Krawalle kein „Stützpunkt von irgendwelc­hen Autonomen“war, heißt es aus dem Umfeld. Die Flora sei nur ein Infopoint gewesen. „Das, was geschehen ist, war aus unserer Sicht nicht in Ordnung“, heißt es. Die Forderung nach Schließung macht die Autonomen nervös. Denn der G20-Gipfel gebe der Politik nun Anlass, der Flora „Spielraum zu nehmen“. Für Aufregung sorgt auch die Forderung des Grünen-Bezirkspol­itikers Michael Osterburg, die Flora solle sich der Öffentlich­keit öffnen. Viele Aktivisten betonen, dass dies schon lange der Fall sei: Konzerte, Diskussion­sveranstal­tungen und die FahrradSel­bsthilfe-Werkstatt seien für jeden zugänglich.

„Blechschmi­dt und Beuth haben sich disqualifi­ziert.“Andreas Dressel (SPD)

 ??  ?? CDU-Fraktionsc­hef André Trepoll fordert einen Aktionspla­n gegen Linksextre­mismus in Hamburg.
CDU-Fraktionsc­hef André Trepoll fordert einen Aktionspla­n gegen Linksextre­mismus in Hamburg.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany