Gute Reise, alte Dame
Heute Nacht startet die „Peking“ihre letzte Atlantiküberquerung. Ein „Hamborger Veermaster“kehrt heim
Abschiedsstimmung in New York. Kleine Privatboote und Schlepper umkreisen die „Peking“. Die Menschen an Bord machen die letzten Fotos von der historischen Viermastbark, die 41 Jahre lang am Pier 16 des „South Street Seaport“-Museums lag. Heute Nacht tritt das Schiff seine Heimreise an. Die „Peking“kehrt zurück in ihre Geburtsstadt – nach Hamburg.
An Deck der „Peking“steht Alexandre Poirier im klassischen Blaumann. Der Schiffbauingenieur überwacht für die Stiftung Hamburg Maritim die letzten Schritte, die den „Hamborger Veermaster“fertig für den Abtransport machen.
„Es ist ein ziemlicher Aufwand, den Segler so im Dockschiff zu befestigen, dass er sich nicht bewegt“, sagt Poirier. Ein Unwetter und die historische Bark könnte schwer beschädigt werden. Deshalb wurde sie mit Seitenstützen an den Wänden der „Combi Dock III“festgeschweißt. Unterm Rumpf wurden Holzböcke angebracht. Jetzt kann nicht mehr viel passieren. „Während der Atlantiküberquerung wird die Crew eine stündliche Wetterberatung erhalten“, sagt Poirier. So kann der Kapitän im Ernstfall Schlechtwetterzonen umfahren.
Elf Tage soll die Reise über den Ozean dauern. Erstes Ziel ist die Peters-Werft in Wewelsfleth, das eine gute Autostunde nordwestlich von Hamburg an der Elbe liegt. Dort wird die „Peking“generalüberholt. Der Windjammer, der schon der Schrottpresse geweiht war, bekommt ein neues Unterwasser-Schiff. Holzdeck und Laderäume werden originalgetreu dem historischen Urzustand entsprechend nachgebaut. Zum Glück liegen die Baupläne für die berühm- ten „Flying P-Liner“, zu dea. nen neben der „Peking“u. auch die „Pommern“, „Pangani“, „Petschili“, „Pamir“, „Passat“, „Pola“, „Priwall“und „Padua“(heute „Kruzenshtern“) gehörten, noch vor.
Die zwischen 1903 und 1924 gebauten Frachtsegler der Reederei F. Laeisz galten als besonders leistungsstark.
Haupteinsatzgebiet auch der „Peking“, die 1911 bei Blohm+Voss vom Stapel lief, war die Salpeterfahrt. Mit ihren 115 Metern Länge galt sie damals als eines der größten Segelschiffe der Welt. Zudem brachte sie Guano (Vogelmist) – einen wichtigen Grundstoff für Dünger – aus Chile nach Europa.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die „Peking“interniert. 1921 ging sie als Reparationsleistung nach Italien, das mit der Bark aber nichts anzufangen wusste. So konnte die Reederei F. Laeisz das Schiff 1923 günstig zurückkaufen.
1932 wurde die „Peking“nach London verkauft, wo sie zum Schulschiff umfunktioniert wurde. Schließlich wurde sie auf dem Fluss Medway verankert und verkam. 1974 kaufte das New Yorker „South Street Seaport“-Museum das Schiff.
Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten wollte das Museum die „Peking“zuletzt loswerden. Als der Haushaltsausschuss des Bundestages 120 Millionen Euro für ein Hafenmuseum in Hamburg lockermachte, war die Sache klar: Die „Peking“darf nach Hause!
Für 26 Millionen Euro wird sie nun aufgemöbelt. Spätestens in drei Jahren wird sie der „Rickmer Rickmers“am Hafen Konkurrenz machen – als neues Hamburger Wahrzeichen.
„Die Crew erhält eine stündliche Wetter-Beratung.“Ingenieur Alexandre Poirier