Der Fußball-Phiilosoph
Clemens Schoppenhauer St. Paulis neuer Verteidiger denkt nicht nur an das runde Leder
Mit dem deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer (1788 bis 1860) hat St. Paulis Zugang Clemens Schoppenhauer einen (Fast-)Namensvetter. Auch der neue Kiezkicker ist ein schlauer Kopf. Bei allem Ehrgeiz macht er sich über das normale Maß hinaus Gedanken über das Leben eines FußballProfis. Der Innenverteidiger (25) empfindet es als ein großes Privileg, dass er sein Hobby zum Beruf machen konnte: „Deshalb ist es meine Pflicht, alles für den Arbeitgeber zu geben, für den man tätig ist. Es kann nicht immer alles klappen. Aber Gas geben kann man immer.“Und es sei auch ein Unterschied, ob man, angetrieben vom Spaß, mit seinen Kollegen bei höchstens zweimaligen Training gegen den Ball treten oder acht Stunden täglich an der Kasse sitzen würde, um über die Runden zu kommen. Von seinen drei Bremer Trainern im Nachwuchsbereich hat Schoppenhauer viel mitgenommen. Erst von Mirko Votava („Ehrliche Arbeit, alte Schule“), dann von Thomas Wolter („Von ihm habe ich inhaltlich und auch fürs Leben gelernt“) und dann von Viktor Skripnik, denn der habe ihn „fußballerisch, taktisch und spielerisch“weitergebracht: „Zudem hat er den Spielern immer eine objektive Einschätzung gegeben, war sehr ehrlich.“
Skripnik habe ihn quasi fit gemacht, um 2014 den nächsten Schritt bei Bernd Hollerbach in Würzburg, seiner ersten Profi-Station, zu gehen: „Er war ein Glücksfall für mich. Ich habe von meiner Art und Weise gut zu ihm gepasst, denn für ihn war es wichtig, erstmal hart zu arbeiten.“
Manchmal sei es schon extrem unter „Holler“gewesen, denn der verlange
oft, über die Grenzen hinaus zu gehen. Schoppenhauer: „Es hieß, das sei alles Willenssache. Aber irgendwie war die Sache nicht verkehrt, sie hat mich und die anderen fürs Leben geprägt. Es war mir eine Ehre, von Hollerbach zu lernen.“
Eine optimale Vorbereitung für den nächsten Schritt beim FC St. Pauli. Schoppenhauer ist verblüfft, dass der Teamgeist ähnlich ausgeprägt ist „wie beim kleinen Verein Würzburg“. Er hätte erwartet, dass es jedem Einzelnen mehr um sich selbst geht: „Einem vermeintlichen Konkurrenten wird überall geholfen und er wird unterstützt, um Dinge besser zu machen. Erstaunlich, dass jeder Spieler das große Ganze im Vordergrund sieht und auch weiß, dass er daraus für sich einen Vorteil ziehen kann.“
Schoppenhauer genießt das Miteinander: „Man sitzt abends zusammen, quatscht und diskutiert – nicht weil man es muss, sondern weil man es möchte.“
Der gebürtige Bremerhavener, der sich mit Marc Hornschuh um den zweiten Innenverteidiger-Job neben Lasse Sobiech auseinandersetzen muss, hat ein klares Ziel vor Augen und definiert dieses auch: „Ich möchte eine richtige Rolle spielen und Stammspieler werden. Aber dieses Ziel hat hier natürlich jeder.“Ein weiteres Vorhaben sei es, sich persönlich weiterzuentwickeln.
Sportlich und auch als Mensch: „Man lernt Leute kennen, eine andere Situation, das Umfeld ist anders. Das finde ich wichtig und interessant. Denn die Karriere ist kurz. Da ist es wichtig, dass man da verschiedene Eindrücke gewinnen kann.“
Der Fußball-Philosoph hat gesprochen.
„Es war mir eine Ehre, von Hollerbach zu lernen.“Clemens Schoppenhauer