Böse Polemik gegen Hamburg
ie Breitseite gegen Hanseaten:
Gerade hatte der „Spiegel“Hamburg zur Überraschung vieler Hamburger noch zur „Hauptstadt“erklärt und auf dem Titel die „Rückkehr einer Metropole“gefeiert – da hat sich das Blatt schon wieder gewendet. „Hanseaten bleibt besser im Garten“, fordert Kolumnist Jan Fleischhauer, wobei der Titel wohl nur wegen des Reimes gewählt wurde. Im Text jedenfalls taucht kein Hanseaten-Garten mehr auf.
Dafür gibt es jede Menge Spott für den (angeblichen) Wunsch der Hamburger „unbedingt Weltstadt“sein zu wollen, obwohl Hamburg definitiv nicht „irgendwie hip oder großstädtisch“ist. Eher ein bisschen langweilig: „Es ist eine nette, ruhige Stadt, zu deren kalendarischen Höhepunkten die Ausrichtung des ,Haspa Marathons‘ und die Eröffnung der ,hanseboot‘ gehören.“Fleischhauer, der über seine u end im linksli- beralen Hamburger Bürgertum ein Buch geschrieben hat („Unter Linken – Von einem, der aus Versehen konservativ wurde“), belächelt die einstige Heimat aus hipper Berliner Warte: „Wenn der Hamburger es mal so richtig krachen lassen will, zieht er sich eine rote Hose an und trinkt einen Hugo mehr, als ihm guttut.“
Wenn die Stadt mal bei Ausschreitungen schmutzig werde, würden die Hamburger sofort aufräumen, man sei schließlich das „Stuttgart des Nordens“: „Andernorts warten sie nach Krawallen eine Woche auf die Stadtreinigung, in Ham- burg rückt am nächsten Tag die Bewohnerschaft unter dem Motto ,Hamburg räumt auf‘ mit Besen und Eimer an.“Fleischhauer hat festgestellt (vielleicht erzählt man sich das in Berlin auch nur), dass „die Hamburger“plötzlich sein wollen wie die Berliner, obwohl sie ja keine Ahnung haben, wie es ist, in einer Jan Fleischhauer, aufgewachsen in Hamburg, lebt jetzt in Berlin. Metropole zu leben. „Großstadt heißt Lärm, Dreck, auch ein gewisses Maß an Ruppigkeit und Regellosigkeit, alles Dinge, die sehr unhanseatisch sind“, belehrt der Kolumnist. Wenn Fleischhauer mal auf Elternbesuch komme, schreibt er, würden die Hamburger U-Bahnen pünktlich fahren, würden sich die Obdachlosen artig bedanken er unsichtbar achen. Spießige aufmannsadt“eben.