So haben wir zwei Einbrecher gefangen
Werner K. (77) ertappt Duo auf frischer Tat. Nachbar (29) liefert sich mit den Tätern wilde Verfolgungsjagd
Von ANASTASIA IKSANOV und MARIUS RÖER
Dieser junge Mann ist ein echtes Vorbild: Danny S. (29) ist in Niendorf seinem Nachbarn ohne Zögern zu Hilfe geeilt, hat zwei Einbrecher im Sprint verfolgt und zeitgleich mit der Polizei telefoniert. Ergebnis: Die Soko Castle nahm die beiden Verbrecher (30 und 34) fest.
Werner K. (77) und seine Lebensgefährtin Gisela B. (80) wohnen in einer großzügigen und sehr gepflegten 140Quadratmeter-Doppelhaushälfte an der viel befahrenen Friedrich-Ebert-Straße. Die andere Haushälfte vermietet der Senior an einen KfzDienstleister, bei dem Danny S. arbeitet. Das Haus ist gut einsehbar. „Die Nachbarn sagen, wir hätten das sicherste Haus hier“, sagt Werner K. Ende 2015 richtete die Polizei die Sonderkommission „Castle“um Kriminaloberrätin Alexandra Klein (45) ein, um die stark steigende Zahl der Hausund Wohnungseinbrüche zu verringern. Mit Erfolg: 2016 registrierte die Polizei 7510 Einbrüche und Einbruchsversuche. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 16,6 Prozent weniger, damals hatte die Polizei 9006 Einbrüche zu verzeichnen. Dabei stieg auch die Aufklärungsquote:
Doch genau dieses Haus hatten die Einbrecher offenbar schon seit längerer Zeit im Visier. Denn sie schlugen ausgerechnet am Dienstag zwischen 13.15 und 13.45 Uhr zu – genau zu dieser Zeit geht das Paar häufig spazieren. „Das müssen die beobachtet haben“, sagt Werner K. Während der 77-Jährige um 13 Uhr mit dem Hund des Nachbarn Gassi geht, verlässt Gisela B. um 13.15 Uhr das Haus.
In dieser halben Stunde hebeln die Männer ein Wintergartenfenster auf und Dieses Fenster im Wintergarten hebelten die Täter auf, dabei zerbrach auch die Scheibe. von 8,7 auf fast zwölf Prozent. „Es ist eine erfolgreiche Bilanz, eine der besten in der jüngsten Vergangenheit. Sie zeigt, dass die Polizei und die Stadt Hamburg erfolgreich auf Probleme reagieren können“, so Andy Grote (SPD), Hamburgs Innensenator. Zum Vergleich: Deutschlandweit ist die Zahl der Wohnungseinbrüche um 9,5 Prozent gesunken. München verzeichnet hier ein Plus von neun Prozent. steigen ein. „Sie haben fast jedes Zimmer durchwühlt, alle Schubladen aufgerissen“, erzählt der Senior. Als er nach Hause kommt und die Tür aufmachen will, wird diese von einem der Täter zugehalten. „Da wusste ich schon, was los ist“, sagt der 77-Jährige. Schließlich kann er die Tür aufdrücken, sieht einen der Eindringlinge noch durch die Wintergartentür fliehen.
Der Senior läuft ums Haus. Hier steht Danny S., der gerade auf dem Hof Autos fotografiert. „Bei uns wurde eingebrochen, wähl’ die 110“, ruft der 77-Jährige dem jungen Mann zu. Und Danny S. fackelt nicht lange: Als er die Einbrecher wegrennen sieht, flitzt er hinterher. „Ich habe überhaupt nicht nachgedacht, das war für mich selbstverständlich“, sagt er.
Die Täter jagen durch Gärten und über Knicks. „Einer hat versucht, mich mit einem Blumenkübel zu bewerfen, es jedoch nicht geschafft“, erinnert sich Danny S. „Die Einbrecher waren mir immer etwa 40 Meter voraus. Ich hatte die ganze Zeit die Polizei am Telefon und versuchte, den Standort zu beschreiben. Mit den Straßen habe ich es nicht so“, sagt er.
Die Soko Castle rückt mit fünf Streifenwagen aus. Schließlich können die Beamten beide Männer fassen. Mit einem der Täter gehen sie durch die Gärten und lassen sich zur Beute führen: einem kleinen Tresor, den die Einbrecher nicht geschafft hatten, aufzubrechen. „Darin lagen eigentlich nur Dokumente und ganz wenig Rücklagen“, sagt Gisela B. Die Einbrecher hatten außerdem offen liegendes Bargeld (450 Euro) mitgenommen.
Für Werner K. ist klar: „Danny ist ein Held.“Und auch ein Polizist vor Ort lobt: „Vorbildliches Verhalten!“. Danny S. selbst gibt sich bescheiden: „Ich hätte mich nicht mit diesen Männern angelegt. Ich will mich nicht selbst gefährden. Man weiß nicht, ob sie ein Brecheisen oder ein Messer bei sich führen“, sagt er. „Dass ich hinterher gelaufen bin, ist selbstverständlich. Ich hoffe, dass man in so einer Situation auch mir oder meiner Familie helfen würde.“
Werner K. will sich nun erkundigen, wie er die Fenster seines Wohnhauses in Zukunft noch besser schützen kann.
So geht die Polizei gegen Einbrecher vor „Das Verhalten des jungen Mannes war vorbildlich.“Ein Polizeisprecher