Leiche aus „Mordprozess ohne Leiche“gefunden
Kronau –
Im April 2015 verschwand Hanaa S. spurlos. Seit einem Jahr stehen fünf Familienangehörige wegen des Falls vor Gericht, der als „Mordprozess ohne Leiche“bekannt wurde. Jetzt die große Wende: Die Leiche der 35Jährigen wurde gefunden. Ihre sterblichen Überreste lagen vergraben in einem Wald im Großraum Kronau (Baden-Württemberg). Dort war die Leiche der fünffachen Mutter aus Solingen (NRW) bereits vermutet worden. Nach einem Jahr Prozess hatte vor wenigen Wochen einer der Angeklagten, ein 26-jähriger Schwager von Hanaa S., überraschend sein Schweigen gebrochen und eine Mitverantwortung an ihrem Tod eingeräumt. Er hatte die Ermittler in das Waldstück bei der Autobahn 5 geführt.
Die Irakerin Hanaa S. hatte sich 2014 von ihrem Ehemann in Düsseldorf getrennt, mit ihm war sie als 15-jähriges Mädchen zwangsverheiratet worden. Sie floh nach Solingen, doch ihr Mann spürte sie auf, soll sie massiv bedroht haben. Zuletzt war Hanaa S. am 21. April 2015 nahe ihrer Wohnung in Solingen gesehen worden. Die Fahnder waren sich sicher, dass die 35-Jährige in ihrer Wohnung getötet worden war. Es gab Blutspuren. Und eine Nachbarin hatte beobachtet, wie zwei Männer einen schweren, eingerollten Teppich aus dem Haus trugen und in ein Auto luden.
Schnell geriet die Familie ins Visier. Sie soll Hanaa S. umgebracht haben, „um die Familienehre wiederherzustellen“, wie es in der Anklage heißt. Wegen Verdachts des Mordes und der Beihilfe stehen ihr Mann, zwei Schwäger, eine Schwägerin und der älteste Sohn des Opfers vor Gericht. Er war zur Tatzeit 17 Jahre alt.