„Football ist fairer als das Show-Biz“
Der Moderator über seine bittersten Erfahrungen, falsche Freunde hinter den Fernseh-Kulissen und Kämpfe mitharten Bandagen
Seine markante Stimme hallt über den Rasenplatz: Wenn Carsten Spengemann die Abwehrspieler der „Ravens“drillt, klingt es nach verdammt großer Samstagabendunterhaltung. Anfeuern, frotzeln, abklatschen.
Der Ex-Fernseh-Star ist jetzt Football-Trainer. Für den 44-Jährigen war der Sport die Rettung in seinen dunkelsten Stunden. Hier konnte er Dampf ablassen und Frust wegballern, als er von der Karriereleiter stürzte. Der tiefe Fall, ausgelöst durch die Unterstellung einer Frau. Wir erinnern uns: Sie hatte behauptet, er habe ihren Cartier-Ring nach einer Sex-Nacht eingesackt. Für den Moderator war’s das Waterloo: Ende, aus, vorbei mit Erfolgskurs!
Obgleich das Gericht die Anklage fallen ließ, Spengemann Geld zahlte „um Ruhe zu haben“und stets beteuerte, unschuldig zu sein – er war gebrandmarkt.
Der einstige Lieblingsschwiegersohn der deutschen Hausfrauen, der drei Mal mit Michelle Hunziker „Deutschland sucht den Superstar“moderiert hatte, wurde nicht mehr zu Castings eingeladen. Produzenten gingen auf Abstand. Die einzigen Angebote: als Promi-Material im Trash-TV aufschlagen.
Ins „Dschungelcamp“zog Spengemann immerhin ein, „Die Alm“besuchte er auch – um zu zeigen, dass er ein guter Kerl, ein netter Kumpeltyp ist. Half nix. „Ich fühlte mich, als hätte ich einen Stempel auf der Stirn. Ich wollte so gern wieder moderieren, weil ich es liebe. Aber es war, als würde ich gegen Mauern rennen“, so der muskulöse Bartträger. Menschen, die sich bisher Freunde nannten, lästerten nun über ihn. „Es waren bittere Erfahrungen. Schmerzhaft, aber reinigend. Ich konnte sehen, auf wen ich mich verlassen kann und wer nur ein Trittbrettfahrer meines Erfolgs war.“
Energie-Vampire sortierte Spengemann radikal aus. Mit sich selbst war er auch nicht zimperlich. „Den Carsten von damals würde ich heute nicht mehr mögen. Wenn man wie ich in einer künstlichen Welt aus TV-Studios und Hotels lebt, ständig Applaus hat und Leute, die alles für einen erledigen, wird man schnell arrogant. Ich war noch sehr jung, fuhr zeitweise einen blöden EgoTrip und war leider nicht immer so smart, wie ich hätte sein sollen“, sagt er selbstkritisch. American Football, der Sport, den er schon als Ju
gendlicher für sich entdeckt hatte, sorgte für Erdung. „Hier zählt nicht, wer du bist, sondern nur, was du leistest. Wie sehr du dich reinhängst, wie teamfähig du bist. Dieser Sport ist fairer als das ShowBiz“, sagt Spengemann.
Als er gefragt wurde, ob er als Coach bei den „Ravens“in Harburg anfangen will, zögerte er nicht. „Klar, es ist keine Bundesliga-Truppe, aber ich glaube an die Jungs – alles charakterstarke Typen, die mit Herz dabei sind“, sagt er über sein Ehrenamt.
Wie verdient er seine Kohle? „Ich spiele Theater und moderiere auf Messen oder Veranstaltungen.“Träumt er sich manchmal zurück ins TV? „Den Ruhm vermisse ich nicht. Aber eine FootballSendung zu moderieren, das wäre der Knaller.“