Amtlich: Sex ist auch für Frauen über 50 wichtig
Europäischer Gerichtshof: Lust im Alter bedeutsam für die Selbstverwirklichung
Sex im Alter? Nicht so wichtig. Vor allem nicht für Frauen. So argumentierten portugiesische Richter und erhielten dafür jetzt einen Rüffel vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Der Fall: Einer Portugiesin, die nach einer fehlerhaften Operation an starken Schmerzen litt und Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr hatte, wurde eine zunächst gewährte Entschädigung von einem Berufungsgericht gekürzt. Begründung: Die Frau sei bereits 50 Jahre alt und habe zwei Kinder. Sexualität sei in diesem Alter nicht mehr so wichtig. Das sahen die Richter in Straßburg völlig anders. Sie stellten eine klare Benachteiligung der 50-Jährigen fest.
Das Gericht in Portugal hätte die Bedeutung von Sexualität für die Selbstverwirklichung von Frauen völlig ignoriert. Frauen über 50 würden mit dem Urteil diskriminiert, weil angenommen werde, Sexualität sei für sie nicht so wichtig wie für jüngere.
Die Straßburger Richter zitieren zudem zwei portugiesische Urteile, in denen genau gegenteilig argumentiert wurde. Hier ging es allerdings um Männer! Da heißt es: Die Tatsache, dass Männer keinen normalen Geschlechtsverkehr mehr haben könnten, habe ihr Selbstwertgefühl gemindert und zu einem „gewaltigen Schock“geführt – unabhängig vom Alter.
Dass sich Sexualität im Alter zwar verändert, aber keinesfalls tabu ist, haben viele Studien belegt. Laut Kurt Seikowski von der Gesellschaft für Sexualwissenschaften sind es grob sieben Phasen, die das Liebesleben kennzeichnen. Wobei es in den Phasen 6 und 7 um Sex im Alter geht.
Ab dem 50. Lebensjahr (Phase 6) nimmt die Bildung von Sexualhormonen zwar ab und auch das Verlangen. Aber auch mit weniger Sex sind die meisten Paare zufrieden. „Gerade jetzt wird Sex von vielen als besonders erfüllend und sinnlich empfunden“, so Seikowski. Der Umgang mit Sex sei jetzt am entspanntesten.
Auch mit 70 ist längst nicht Schluss. Im hohen Alter geht es mit der Lust zwar abwärts, dennoch ist das Empfinden noch aktiv. Es wird romantischer, das Bedürfnis nach Zärtlichkeit wächst – auch bei gesundheitlichen Problemen. Seikowski: „Paare müssen herausfinden, was noch möglich ist und was ihnen Lust bereitet.“