„Pöbel-Gate“im Weißen Haus
„Stabschef Priebus ist ein paranoider Schizophrener.“Trumps neuer Kommunikationschef Scaramucci rastete völlig aus
Washington – Viele haben geglaubt, dass es keine rote Linie gibt, die in der skandalträchtigen Regierung Trump noch nicht überschritten worden ist. Dass Schmutz und Intrigen nicht mehr steigerbar sind. Doch dann kam Anthony Scaramucci.
Öffentliche Obszönitäten und vulgäre Beschimpfungen – was der Mann, den US-Präsident Donald Trump jetzt zu seinem Kommunikationschef gemacht hat, von sich gibt, war trotz aller Skandale und Peinlichkeiten bisher nur schwer vorstellbar.
Im Telefongespräch mit einem Journalisten hat Scaramucci völlig die Beherrschung verloren, zunächst den Stabschef im Weißen Haus beleidigt: Reince Priebus sei ein „fucking“paranoider Schizophrener.
Gegen Trumps einflussreichen Chefstrategen Steve Bannon hetzt Scaramucci, ein früherer Investmentbanker, auf nicht jugendfreie Weise. Im Gegensatz zu ihm lege er keinen Wert auf öffentliche Aufmerksamkeit. „Ich bin nicht Steve Bannon. Ich versuche nicht, meinen eigenen Schwanz zu lutschen“, so Trumps Mann für Kommunikation.
Seinen Streit mit Priebus hatte Scaramucci bei CNN beschrieben: als einen Zwist wie zwischen Kain und Abel – wohl wissend, dass in der Bibelgeschichte der eine den anderen erschlug. Scaramucci war außer sich, weil seine Geschäftsbeziehungen aus der Zeit, bevor ihn Trump ins Weiße Haus holte, veröffentlicht worden waren. Dahinter vermutet er Kollegen im Weißen Haus – und Priebus. Wenn er nicht herausbekomme, wer die
Infos weitergab, werde er das gesamte Kommunikationsteam im Weißen Haus „töten“. Er habe „die Leute darum gebeten, für einige Zeit keine Dinge durchzustechen und mir einen guten Einstieg zu ermöglichen, aber die machen das nicht“. Jetzt habe er „digitale Fingerabdrücke über alles, was sie über das FBI und das verfickte Justizministerium angestellt haben“. Was Scaramucci offenbar nicht klar war: Es bedurfte keiner Weitergabe vertraulicher Daten über seine Vergangenheit. Alles stand, für jedermann lesbar, im Internet. Scaramucci reagierte – wie sein Chef – per Twitter auf die Empörung über seine Bemerkungen. „Ich benutze manchmal eine sehr lebhafte Sprache“, schrieb er. „Ich werde mich in diesem Bereich zurückhalten, aber ich werde den leidenschaftlichen Kampf für Donald Trump nicht aufgeben.“