Erst drohte er – dann gab’s Sex
Vor Gericht Bizarre Wendung im Vergewaltigungsprozess
Von MAX WEINHOLD
Als am Mittwoch die Anklage verlesen wurde, stand der Vorwurf der zweifachen Vergewaltigung im Raum – nur zwei Tage später ist der Angeklagte Alberto T. (42) aus der U-Haft entlassen, eine der beiden Klagen abgewendet.
Dem Dominikaner wurde vorgeworfen, seine von ihm getrennt lebende Ehefrau Marylin P. (37) zwei Mal vergewaltigt zu haben (MOPO berichtete). Zum Prozessauftakt hatte P. unter Ausschluss der Öffentlichkeit jedoch nur zu einem Fall ausgesagt, zum ersten Vorwurf schwieg sie: Im Sommer 2015 soll Alberto T. seine Frau „mit Gewalt zum Beischlaf gezwungen haben“, so die Anklage.
Weil sie als Ehefrau jedoch von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machte, wird der Vorwurf nun nicht weiter verhandelt.
Zur zweiten Tat, die T. am 22. Februar begangen haben soll, gab der Angeklagte gestern eine Erklärung ab: Zufällig habe er ein Messer gefunden, als er seiner Frau bei deren Putz-Job in einem Bürogebäude in St. Georg geholfen hatte. Dann habe er seinen Suizid angedroht, falls sie sich nicht von ihrem neuen Freund trennen würde. Kurz darauf sei es ohne ihre körperliche Gegenwehr zum Geschlechtsverkehr gekommen. Seine Schilderungen stimmten mit der Aussage seiner Frau weitestgehend überein.
Weil er bei der Tat wohl keine körperliche Gewalt angewendet hat und ein Anklagepunkt entfällt, kommt Alberto T. nun vorerst unter strengen Auflagen auf freien Fuß. Alberto T. (42) am Mittwoch beim Prozessauftakt neben seiner Dolmetscherin – gestern gab der Angeklagte eine Erklärung ab.