Hamburger Morgenpost

Robinson-Strände statt Ballermann-Buchten

Menorca lockt mit unberührte­r Natur und unbekannte­n Plätzen

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Von MAGGIE RIEPL

Muy bonito!“Ja, sie sind wirklich sehr hübsch die leuchtend bunten Ledersanda­len, die Joan Doblas uns voller Stolz zeigt. „Avarcas“, so nennt man auf Menorca diese traditione­llen Sandalen. Einst trugen sie die Insel-Bauern bei der Feldarbeit, als Sohle dienten damals plattgewal­zte Autoreifen. Heute tragen sie Promis wie Penelope Cruz und Kate Moss und auf Menorca gehören sie zu den beliebtest­en Souvenirs.

Avarcas findet man überall auf der Balearenin­sel, in allen Farben und zu den verschiede­nsten Preisen. Die Sohlen sind inzwischen meist aus leichtem Kautschuk. Joan stammt aus einer alten Schuhmache­rfamilie, seit 34 Jahren arbeitet er in seiner Werkstatt im Dorf Es Mercadal am Fuße von Menorcas höchstem Berg, dem Monte Torre (350 Meter). In Spitzenzei­ten fertigt er bis zu 40 Stück am Tag.

Wer gleich ausprobier­en will, wie super es sich mit dem beliebtem Schuhwerk läuft, der kann sich auf den „Cami de Cavalls“begeben. 185 km lang ist dieser historisch­e Pfad der Pferde, auf dem früher die britischen Soldaten Ausschau nach Piraten hielten. Menorcas beliebtest­er Wanderweg bietet immer wieder atemberaub­ende Ausblicke zum Beispiel auf die schöne Bucht Cala Morell im Nordosten und die Dünen von Algaiarens.

„Die unberührte Natur ist eben das Beste an Menorca“, findet Ronald Fritz. Der gebürtige Österreich­er lebt seit 45 Jahren auf der

Insel, arbeitet als Fremdenfüh­rer und sagt: „Es geht hier viel ruhiger und gemütliche­r zu als auf Mallorca.“

Mit dem Rummel der großen Schwester wollen die meisten nichts zu tun haben. Und da die Unesco 1993 die ganze Insel zum Biosphären­reservat ernannte, blieb Menorca (das bedeutet

die Kleine) bis heute vom Massentour­ismus verschont.

Man findet malerische Fischerdör­fer wie das bei Seglern beliebte Fornells, traumhafte Buchten mit türkisfarb­enem Wasser und duftendem Pinien wie die Cala Macarella, die spektakulä­re Cala Pregonda mit ihren roten Felsen

oder die goldgelben, flach abfallende­n Son Bou-Strände. Das schönste Meeresblau hat die Cala Tortuga.

Mehr als 70 Strände und Buchten ziehen sich an der 216 Kilometer langen Küste der Insel entlang. Viele erreicht man nur mit dem Boot oder nach einem Fußmarsch, daher sind sie aber auch nie überlaufen. Empfehlens­wert im Süden ist wegen der einsamen Strände und auch der vielen Grotten und Höhlen eine Kajaktour zum Beispiel von Cala Galdana aus.

Statt Betonburge­n gibt es auf Menorca hübsche, maximal dreistöcki­ge Ferienanla­gen wie Binibeca – und immer wieder unberührte Natur: Ein Paradies ist die 5100 Hektar große Lagunenlan­dschaft im Park S´Albufera des Grau. Über 280 Vogelarten, unter anderem Kormorane und Flamingos, leben in dieser größten Süßwasserl­agune der Balearen.

Es Grau, das charmante Fischerdor­f mit seinen weißen, dicht gedrängten Häuschen lockt mit netten Bars und einer muschelför­migen Strandbuch­t.

Eine weitere Inselspezi­alität ist der rechteckig­e Queso Mahon, ein würziger Rohmilchkä­se aus der Milch von rund 30 000 schwarz-weißen Kühen, die im grünen Hinterland der Insel weiden. Wer meint, die Insel bestehe nur aus Olivenbäum­en, irrt. Es wird auch Wein angebaut. Luis Angles von der Bodega Binifadet in Sant Lluis fabriziert hervorrage­nde Tropfen, bietet Besichtigu­ngstouren an und hat ein wunderschö­nes Restaurant, in dem sehr gut speisen kann.

Als Sundowner unbedingt eine „Pomada“probieren. Doch Vorsicht, das Getränk aus menorquini­schem Gin der Marke Xoringuer, Zitronenli­mo und Eis ist süffig, geht aber schnell in den Kopf. Nach drei Pomadas spricht man fließend Spanisch mit menorquini­schem Akzent, heißt es ...

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 ??  ?? Sie leuchten in allen Farben: Die bunten Ledersanda­len, die „Avarcas“sind bei Urlaubern auf Menorca äußerst beliebt.
Sie leuchten in allen Farben: Die bunten Ledersanda­len, die „Avarcas“sind bei Urlaubern auf Menorca äußerst beliebt.
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 ??  ?? Ciutadella (oben links) und die Hafenprome­nade von Mahón (Foto oben) laden zum Bummel und Shoppen ein.
Ciutadella (oben links) und die Hafenprome­nade von Mahón (Foto oben) laden zum Bummel und Shoppen ein.

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