Mayer triumphiert am Rothenbaum
Der Nachname des Turniersiegers steht fest. Deutsches Halbfinale endet mit einem Eklat. Pfiffe gegen verletzten Profi. „Ich hätte weinen können“
Kramer gegen Kramer war ein Welterfolg, Klitschko gegen Klitschko gab es nie, jetzt aber kommt Mayer gegen Mayer. Erstmals in der 125-jähGeschichte rigen des Rothenbaum-Turniers steht schon vor dem Finale der Name des Siegers fest. Ab 15 Uhr duellieren sich LeonarArgentinien do Mayer aus und Florian Mayer aus Baywie reuth. Und egal es aushistorisch. geht, es wird
Leonardo hatte vorgelegt, gewann 6:3, 7:5 gegen seinen Landsmann Federico DelboNummer nis. Die 138 der Weltrangliste hat damit heuals te die Chance, erster Lucky Loser die German Open zu gewinnen. In der Geschichte des Profi-Tennis hat es das überhaupt erst acht Mal gegeben, bei einem so großen Turnier wie dem in Hamburg noch nie.
Das Duell der Gauchos war gestern die Ouvertüre. Das große Drama gab es im zweiten Halbfinale, das mit einem gellenden Pfeifkonging. zert zu Ende 6:4, 2:3 hatte Philipp Kohlschreiber nach 57 Minuten gegen Florigeführt, an Mayer dann war es vorbei. „Kohli“zertrümSchläger, merte seinen ging auf Kumpel Mayer zu, gab erst ihm, dann dem SchiedsHand. richter die Aufgabe. Fassungslosigkeit. Bei Mayer. Bei den 7000 ZuKohlschreiber schauern. setzte sich, hämmerte seinen Schläger immer wieder auf den Boden. Dann ging er. GeAusgepfiffen. schlagen.
Eine halbe Stunde später saß der Augsburger wie ein Häufchen Elend vor der
Presse. „Ich hätte weinen können“, sagte der 33-Jährige, der so sehr vom ersten Finale in Hamburg geträumt hatte. Sein Körper stoppte ihn. Angeschlagen war Kohlschreiber ins Spiel gegangen. Bei den letzten zwei, drei Ballwechseln sei der Schmerz dann in den linken Oberschenkel geschossen. „Es hat zu stark wehgetan, es hat keinen Sinn mehr gemacht“, sagte er.
Glück im Unglück: Der befürchtete Muskelfaserriss wurde auf den ersten Aufnahmen nicht diagnostiziert. „Ich hoffe, dass ich mit einer Woche Pause davonkomme“, erklärte Kohlschreiber, der lange überlegen musste, was er zum Pfeifkonzert der Zuschauer sagen sollte. „Es tut mir leid, dass sie enttäuscht sind, aber es ist kein schönes Gefühl, wenn man in einem Moment, in dem man am liebsten allein wäre und alles vergessen möchte, Pfiffe oder Buhrufe hört. Das hilft in der Situation nicht. Es ist halt so“, sagte er. „Aber es wär schön, wenn es nicht so wäre.“
Kumpel Florian Mayer hatte das Publikum auf dem Platz beruhigt. „Er hat keine Pfiffe verdient“, rief er den Fans zu. Der 33-Jährige, der sich in der Weltrangliste von Platz 101 aus wieder in die Top 60 verbessern wird, war „ziemlich perplex“ob Kohlschreibers Aufgabe: „Auf einmal sagt er zu mir, es ist vorbei.“Das Pech des zuvor dominanten Kollegen wurde zu Mayers Glück, denn „fairerweise muss ich sagen, es wäre schwer gewesen, ihn heute zu schlagen“.
Heute greift der Bayern-Fan, der 2011 in Bukarest und 2016 in Halle triumphierte, nach seinem dritten Turniersieg. „Ich werde mich zerreißen, ich werde alles geben. In Hamburg im Finale zu stehen, das ist eine unglaubliche Chance“, sagte er. Seit Michael Stich 1993 hat es keinen deutschen GermanOpen-Sieger mehr gegeben, einzig Tommy Haas hatte es seither ins Finale geschafft (2012). Nun also Mayer. Gegen Mayer. „Wahnsinn“, sagte Mayer. Vorname Florian. „Tennis ist manchmal verrückt.“