Ronaldo: Riskantes Spiel vor Gericht
Weltfußballer beteuert seine Unschuld. Wegen Steuerhinterziehung drohen ihm bis zu sieben Jahre Knast
Madrid – Cristiano Ronaldo vorm Richter – dieser einfache Termin löste in Pozuelo de Alarcon, 15 Kilometer westlich von Madrid, einen Medienrummel sondergleichen aus. 200 Journalisten standen bis zu fünf Stunden in der prallen Sonne, bis zu 40 Kameras waren aufgebaut. Das alles für 90 Minuten ...
Gegen elf Uhr fuhr Ronaldo in einem Auto mit getönten Scheiben in die Tiefgarage des Gebäudes. Die Anhörung hinter verschlossenen Türen begann um 11.30 Uhr und dauerte 90 Minuten. „Alles ist in Ordnung, Cristiano ist schon auf dem Weg nach Hause“, erklärte ein Sprecher danach.
Die Staatsanwaltschaft wirft Ronaldo in ihrer Anklage Steuerhinterziehung in Höhe von 14,7 Millionen Euro vor. Im Fall einer Prozesseröffnung und eines Schuldspruchs droht dem viermaligen Weltfußballer eine mehrjährige Haftstrafe – von dreieinhalb Jahren ist die Rede. Dazu ist eine Geldstrafe von 28 Millionen Gespräch. Ronaldo hält sich für unschuldig. Das hat er auch der Untersuchungsrichterin gesagt. Es ist eine riskante Strategie. Alles oder nichts. Unschuldig oder als Verbrecher Euro im Polizei sichert den Rummel von 200 Journalisten ab (oben). Ein Angestellter vom Gericht verteilt Wasser (u. l.) und Ronaldos PR-Mann Inaki Torres unschuldige Worte (u. r.). für sieben Jahre ins Gefängnis, wie es die Staatsanwaltschaft fordert. Ronaldo setzt alles auf eine Karte: Er habe niemals die Absicht gehabt, das spanische Finanzamt zu betrügen. „Ich sitze hier nur, weil ich Cristiano Ronaldo bin“, sagte er nach inoffiziellen Quellen zur Richterin.
Ronaldo, seit acht Jahren bei Real Madrid, ist nicht nur Fußballer, sondern auch eine Marke: eine der teuersten im internationalen Sport. Neben seinem Millionengehalt bei Real Madrid verdient er Millionen mit Werbung. Sein Potenzial erkannte der Portugiese schon bei Manchester United, wo er beschäftigt war, bevor er nach Madrid ging. 2004 gründete er eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln, die vorgeblich seine Werbeeinnahmen verwaltete. In England hatte er damit nie Probleme. „Wer von England nach Spanien kommt, muss sich daran gewöhnen, dass er nicht mehr auf der linken Seite fahren kann“, sagt der spanische Steuerexperte Juan Manuel Toro dazu.
Das sogenannte BeckhamGesetz enthielt eine zweite Klausel fiskalischer Großzügigkeit: Reiche Ausländer mussten nur ihre spanischen Einnahmen in Spanien versteuern, der Rest interessierte das Finanzamt nicht.
Ronaldo beschloss deshalb ein paar Jahre lang, seine Werbeeinnahmen überhaupt nicht zu deklarieren. Im Juni 2015 überlegt er es sich anders. Da machte er dann alles auf einen Schlag.