Hamburger Morgenpost

Ein ganzes Dorf Wahn

75 000 feierwütig­e Rock-Fans machen das beschaulic­he Wacken wieder zur knallharte­n Party-Meile

- Von LUKAS M. HEGER

Wenn sich auf dem größten Metal-Festival der Welt 75000 Feierwütig­e treffen, dann ist auch im namensgebe­nden Dorf so richtig was los. Die MOPO war dabei – beim Wahnsinn von Wacken.

Auf der Zufahrtsst­raße zum Festivalge­lände stehen dicht gedrängt Bier- und Essenständ­e. In zahlreiche­n Gärten stehen Bierbänke unter Pavillons, es wird Bier ausgeschen­kt und Kuchen verkauft. Auch der Einzelhand­el hat sich auf den Ansturm eingestell­t: Der Bäcker verkauft „Wacken“Brot, im Supermarkt stapelt sich palettenwe­ise Dosenbier.

Zwischenze­itlich können Bierfreund­e auch auf lokalen Gerstensaf­t zurückgrei­fen. Direkt an der WackenBrau­erei, die nichts mit dem Festival zu tun hat, gibt es seit 2016 zahlreiche Sorten Craft-Beer zu verkosten. Vertriebsl­eiter Marc Offermann (45) hat festgestel­lt: „Dem Metaller ist es egal, ob ein Bier kaltgehopf­t ist – Hauptsache es schmeckt!“

Und das tut es auch direkt vor dem Supermarkt: So machen es Sascha (23), Marv (26), Milan (24) aus Düsseldorf, Daniela (47) aus Bad Breisig und Michael (45) aus Mönchengla­dbach: Eigentlich wollten sie für ihre Reisegrupp­e Essen kaufen – aber manchmal muss man eben Prioritäte­n setzen.

Für das Ehepaar Herbst ist es auch Pflicht zu schauen, was da in ihrem beschaulic­hen Dorf vor sich geht. Wobei: In den vergangene­n 27 Jahren sei nie etwas Schlimmes passiert, sagen sie. Täglich spaziert das Paar über die Hauptstraß­e, denn das ist für Frau Herbst „ein wahres Spektakel“. Aufs Gelände geht Herr Herbst dieses Jahr aber nicht, denn: „Motörhead kommen ja leider nicht mehr.“

Bei „Wacken-Tattoo“kann man sich ein bleibendes Souvenir besorgen. Das hat Miranda aus der Schweiz gemacht. Zum fünften Besuch ließ sie sich – was auch sonst – den „Wacken“-Schädel stechen. Schon Wochen im Voraus sind die Termine ausgebucht, berichtet Michi (36), Mitarbeite­rin des Studios.

Viel auf der Haut gibt es bei Rafaela (59) und HansUlrich (67). Das Paar kommt schon zum sechsten Mal aus Fürstenwal­de und hat ein Faible für Verkleidun­gen. Geschminkt und aufgetakel­t wie die Hardrock-Band Kiss stehen sie auf der Zufahrtsst­raße zum Festival und kommen gerne jedem Fotowunsch nach. Einen Nachteil hat das Kostüm aber: „Schau dir mal die Hacken meiner Schuhe an, damit kann ich nicht aufs Festival“, klagt Hans-Ulrich.

Wenn am Sonntag der Abreisetag anbricht und die Blechkaraw­ane Richtung Autobahn rollt, ist klar: Auch im nächsten Jahr werden die Wackener wieder die höllischen Heerschare­n willkommen heißen – und sich dem Metal-Wahnsinn hingeben.

 ??  ??
 ??  ?? Bier trinken oder Essen kaufen? Die rheinisch-pfälzische Metaller-Truppe hat klare Prioritäte­n gesetzt und feiert auf dem Parkplatz vor dem Edeka-Markt in Wacken.
Bier trinken oder Essen kaufen? Die rheinisch-pfälzische Metaller-Truppe hat klare Prioritäte­n gesetzt und feiert auf dem Parkplatz vor dem Edeka-Markt in Wacken.
 ??  ?? Die Liebe zum Wacken Open Air geht Miranda aus der Schweiz unter die Haut: Sie hat sich das Festival-Logo tätowieren lassen.
Die Liebe zum Wacken Open Air geht Miranda aus der Schweiz unter die Haut: Sie hat sich das Festival-Logo tätowieren lassen.
 ??  ?? Für die Herbsts ist das Festival ein Spektakel – auch wenn Motörhead nicht mehr kommen.
Für die Herbsts ist das Festival ein Spektakel – auch wenn Motörhead nicht mehr kommen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany