Hamburger Morgenpost

Das droht der Roten Flora

Wie sich die Autonomen auf eine Stürmung vorbereite­n

- Von RENATE PINZKE

Große Anspannung bei den Autonomen der Roten Flora. Sie befürchten eine Durchsuchu­ng in den nächsten Wochen. Gleichzeit­ig droht Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) damit, dass der G20-Gipfel für die Rote Flora Konsequenz­en haben wird. Aber welche genau sind das?

In einem Interview, das Scholz der „Bild“gab, ging er nicht darauf ein, welchen Weg er einschlage­n wird. Dafür sprach er umso deutlicher über das Ziel, das er vor Augen hat: „Es kann dort nicht bleiben, wie es ist. Militante Gewalt darf aus der Roten Flora heraus nicht mehr unterstütz­t werden.“

Das sind die vier Optionen, die die Stadt jetzt hat:

Räumung: Vor allem aus der CDU kommt die Forderung, das linksauton­ome Kulturzent­rum sofort räumen zu lassen. Doch das dürfte nicht einfach sein. Nachdem die Lawaetz-Stiftung als Treuhänder­in der Stadt die Flora im Oktober 2014 für 820 000 Euro vom insolvente­n Eigentümer Klausmarti­n Kretschmer

Räumung ist keine politische Lösung

kaufte, übernahm sie auch die Rotflorist­en als Besetzer. Eine Räumung würde für erhebliche Unruhe in der autonomen Szene sorgen – bis hin zu erneuten und dann wohl langwierig­en Krawallen. „Daran hat niemand ein Interesse“, heißt es aus Rathaus-Kreisen. Eine Räumung sei keine politische Lösung, sondern führe nur zu einer Eskalation. So bleibt

Hausdurchs­uchung, um Täter zu fassen

diese Möglichkei­t vermutlich erst einmal auf Eis gelegt.

Hausdurchs­uchung: Sollten die Ermittler Anhaltspun­kte finden, dass vor und während des G20-Gipfels Straftaten durch die Flora unterstütz­t wurden, könnte es zu einer Hausdurchs­uchung kommen. Eventuell könnten einzelnen Rotflorist­en Straftaten nachgewies­en werden. Das Problem: Es würde vermutlich nichts an der Situation in der Flora verändern. Es sei denn – und das ist die stille Hoffnung der Stadt –, es kommt dadurch zu einem Generation­swechsel in der Flora und somit auch zu einer befriedete­n Atmosphäre.

Steuerrazz­ia: Auch möglich ist, dass sich Steuerfahn­der die Rote Flora vorknöpfen. Partys, Konzerte, Getränkeve­rkauf – die Rotflorist­en haben seit der Besetzung 1989 offenbar noch keinen Cent Steuern gezahlt. Das Problem: Um jemanden zu belangen, braucht es einen Steuerpfli­chtigen.

Steuer-Razzia bringt nur bedingt etwas

Und den gibt es bei der Roten Flora nicht, weil die Stadt keinen wirklichen Ansprechpa­rtner hat, sondern sich nur einem Konglomera­t von kleinen und größeren Gruppierun­gen gegenübers­ieht.

Verhandlun­gen: Eine weitere Möglichkei­t sind Gespräche und Zugeständn­isse der Besetzer an die Stadt. So könnte ihnen ein echtes Mietverhäl­tnis angeboten

Zugeständn­isse der Rotflorist­en nötig

werden, damit es auch rechtlich einen konkreten Ansprechpa­rtner gibt. „Es wäre sinnvoll, wenn man sich auf gewisse Spielregel­n einigt“, heißt es im Rathaus. Und dazu gehört es auch, die faktische Rechtsfrei­heit aufzuheben, mit der sich die Rotflorist­en umgeben. Ob sich die Autonomen jedoch auf solch ein Konstrukt einlassen, ist mehr als fraglich. Und so könnte die Stadt zu guter Letzt doch noch zum Mittel der Räumung greifen.

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 ??  ?? Die Krawalle rund um den G20-Gipfel haben die Rote Flora ins Zentrum der Kritik gerückt. Der Senat kündigt Konsequenz­en an.
Die Krawalle rund um den G20-Gipfel haben die Rote Flora ins Zentrum der Kritik gerückt. Der Senat kündigt Konsequenz­en an.

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