Erst gab’s Fischbrötchen, dann scharfe Schüsse
Angeklagter schildert den dilettantischen Mordversuch vor der Shisha-Bar Studi-Wohnungen viel zu teuer
Von STEPHANIE LAMPRECHT
Im Prozess um die Schüsse auf den Chef einer ShishaBar sagten gestern zwei der drei Angeklagten aus – und so, wie Dominik A. (22) den Überfall schildert, ging das Trio ziemlich dilettantisch ans Werk. Und das bei einer wehrhaften Zielperson: Der Bar-Chef saß selbst schon wegen Totschlags im Knast.
Dominik A. ist
das auskunftsfreudigste Mitglied der Bande, plauderte schon bei der ersten richterlichen Vernehmung frei von der Leber weg und belastete seine Mitangeklagten. Der junge Mann mit dem blonden Haarstreifen auf dem kahlen Kopf schilderte, wie er am 30. Dezember 2016 seinen neuen Box-Kumpel Kamil Y. (22) besuchte und dort Reza F. (45) kennenlernte.
Reza F. habe einen in ein Tuch gewickelten Revolver aufs Regal gelegt und gesagt, dass der Chef der Shisha-Bar 30. Dezember 2016: der Bentley, in dem der Besitzer dieser ShishaBar angeblich immer eine Sporttasche mit viel Geld herumfährt an der Hamburger Straße immer „40000 bis 80000 Euro“in einer Sporttasche im Kofferraum seines Bentleys habe. „Reza sagte, Kamil soll den erschießen. Und ich müsse mitmachen, weil ich ihn, also Reza, jetzt ja gesehen habe. Sonst würde meiner Familie was passieren.“
Die drei seien dann zur Hamburger Straße gefahren, und weil der Bentley noch nicht vor der „Number One Lounge“stand, habe Kamil sich erst mal eine Wurst geholt: Yasser B., Bar-Besitzer, rettete sich hinter sein Luxusauto. „Reza schimpfte ,Wir wollen hier einen Job machen und du denkst nur ans Fressen.‘ Dann holte er sich aber selbst ein Fischbrötchen.“
Als der Bentley schließlich auftauchte, sei Kamil mit der Waffe in der Hand über die Hamburger Straße gelaufen: „Er hielt die Autos mit Handzeichen an.“Er selbst, sagt Dominik A., habe nicht so schnell rennen können. Er leide an Rheuma: „Ich war 30 Meter entfernt, als Kamil geschossen hat. Den Typen habe ich nicht gesehen, ich hatte einen Tunnelblick.“Barbesitzer Yasser B. rettete sich durch einen Sprung hinter sein Luxusauto. Ein Schuss traf das Rücklicht. Die Anklage lautet auf versuchten Mord.
Kamil Y. kam nach seiner Verhaftung wegen psychischer Probleme nach Ochsenzoll. Er schweigt vor Gericht. Fischbrötchen-Freund Reza F. bestreitet, dass er an der Tat beteiligt war. Alle drei sind vorbestraft. Der Prozess ist bis November angesetzt. Mehr Wohnraum für Studenten: Laut Studierendenwerk steigt die Zahl der privat finanzierten Plätze bis 2022 von 1400 (2015) auf rund 8700. Allerdings lägen die Mieten fast alle im hochpreisigen Segment, so die Kritik. Die meisten Studenten könnten sich die Zimmer nicht ohne elterliche Hilfe oder „zeitintensive“Nebenverdienste leisten. Das Studierendenwerk plant in Hamburg bis 2020 den Neubau von etwa 600 neuen günstigen Wohnheimplätzen für rund 60 Millionen Euro.