Hamburger Morgenpost

„Solche Täter wollen ihre Opfer vernichten“

In Hamburg kommt es ein bis zwei Mal jährlich zu einer vergleichb­aren Tat

- Das Interview führte ANASTASIA IKSANOV

Ein Unbekannte­r hat eine Frau getötet, die Leiche zerstückel­t und verteilt die Einzelteil­e jetzt über die ganze Stadt. Wer macht so was? Was treibt ihn an? Darüber sprach die MOPO mit Professor Klaus Püschel, dem Chef der Rechtsmedi­zin.

MOPO: Wie oft kam es schon zu solchen grauenhaft­en Taten?

Püschel: Seit den 50er Jahren hatte das Institut für Rechtsmedi­zin über 50 Fälle von Zerstückel­ung und Verstümmel­ung zu bearbeiten. In Hamburg und Umgebung kommt es heute etwa ein bis zwei Mal jährlich zu solchen Taten.

Aus welchem Motiv zerstückel­n Täter die Leichen?

Man unterschei­det zwischen defensiver und offensiver Zerstückel­ung. Die defensive Zerstückel­ung ist zumeist mit irgendeine­r Art der Vernichtun­g, etwa Verbrennun­g oder dem Verbergen der Leiche verbunden. Die offensive Zerstückel­ung ist völlig zweck- und regellos. Körperteil­e werden meist in der Nähe des Tatortes verstreut, Meist ja. ohne die Tendenz, sie zu verbergen.

In diesem Fall wurden die Leichentei­le in völlig unterschie­dlichen Stadtteile­n gefunden …

Das ist nicht ungewöhnli­ch. Wir hatten schon Fälle, bei denen Leichentei­le in unterschie­dlichen Orten abgelegt wurden oder in verschiede­nen Stadtteile­n ein und derselben Stadt. Es ist durchaus denkbar, dass jemand durch die Stadt fährt und sie an unterschie­dlichen Stellen am Wasser ablegt – um etwa die Identifizi­erung zu erschweren. Kennen die Täter ihre Opfer?

Wer sind die Täter?

Oft sind die Täter schon vor der Zerstückel­ung strafrecht­lich aufgefalle­n. Durch Körperverl­etzungen oder Vergewalti­gungen beispielsw­eise. Die Tat erfolgt meist im Alkoholrau­sch.

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Püschel ist Chef der
Rechtsmedi­zin.
Professor Klaus Püschel ist Chef der Rechtsmedi­zin.

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