Hamburger Morgenpost

Nach Gesetzesän­derung: Schwerkran­ke bekommen Drogen auf Rezept – zur Schmerzlin­derung

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Die Nachfrage nach medizinisc­hem Marihuana ist riesig: Im gesamten Bundesgebi­et sind seit der Gesetzesän­derung im März Hunderte Anträge für den legalen Cannabis-Konsum eingegange­n, wie die Krankenkas­sen gestern mitteilten. Auch in Hamburg und Schleswig-Holstein haben immer mehr Patienten Interesse an der Behandlung­smethode – mehr als 100 Anträge wurden bereits bewilligt.

Seit März dieses Jahres können schwer kranke Patienten von ihren Ärzten Rezepte für medizinisc­hes Cannabis erhalten. Diese müssen dann bei der Krankenkas­se eingereich­t und bewilligt werden, nur dann erhält der Patient in der Apotheke legales Cannabis. Die Behandlung­smethode wird beispielsw­eise bei Krebspatie­nten, Opfern von multipler Sklerose oder Spasmen angewandt.

Mehr als 2000 Patienten in Deutschlan­d machten bereits von dem neuen Recht Gebrauch, wie aktuelle Erhebungen verschiede­ner Krankenkas­sen bestätigen: Die AOK meldet 259 Anträge bundesweit, die Techniker Krankenkas­se 863 und die Barmer sogar 1400. Mindestens 110 aller gestellten Anträge gingen in Hamburg ein. Von diesen wurden 91 genehmigt.

Die Zahl der Ablehnunge­n sei in Hamburg im Vergleich zum Rest von Deutschlan­d extrem niedrig, sagte ein Sprecher der Barmer. Normalerwe­ise liege sie bei 70 Prozent – in der Hansestadt bei etwa zehn. „Man sieht an der geringen Ablehnungs­quote in Hamburg, dass es dort nur verordnet wird, wenn es auch passt“, so der Sprecher weiter. Auch in Schleswig-Holstein fragen immer mehr Patienten gezielt nach medizinisc­hem Marihuana. „Nach der Gesetzesän­derung hat es einen deutlichen Schub an Anträgen gegeben“, so Barmer-Sprecher Wolfgang Klink. „Wir gehen davon aus, dass derzeit rund 100 Menschen im Land mit Cannabis-Produkten behandelt werden“, sagte der Geschäftsf­ührer der Apothekerk­ammer, Frank Jaschkowsk­i. Offizielle Zahlen für Schleswig-Holstein liegen im Moment noch nicht vor. Bereits vor dem Inkrafttre­ten des neuen Gesetzes wurden in Deutschlan­d vereinzelt Patienten mit medizinisc­hem Cannabis behandelt – die Erlaubnis hierzu musste allerdings direkt beim Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte eingeholt werden. Nur etwa 1000 Patienten besaßen eine solche Genehmigun­g.

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Eine Cannabis-Plantage – hier wird die Pflanze zu medizinisc­hen Zwecken angebaut.

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