Unser einziger Weltmeister
Johannes Vetter poliert dank Gold-Wurf mit seinem Speer die WM-Bilanz der deutschen Leichtathleten auf. In die große Euphorie mischte sich Genugtuung
Nach seinem großen Wurf ließ Johannes Vetter allen Emotionen freien Lauf. Klar, er war „stolz wie Bolle“über den WM-Titel, den er sich im Speerwerfen mit einer Weite von 89,89 Meter sicherte. Der 24Jährige rechnete auch mit früheren Wegbegleitern ab, die ihm diesen Karriereweg nicht zugetraut hatten.
Der erste Tag galt dem Trainer. Vor drei Jahren hatte er seine Ausbildung bei der Bundespolizei quittiert, den Dresdner SC verlassen und war zu Bundestrainer Boris Obergföll in die Sportfördergruppe der Bundeswehr gewechselt. „Ich habe alles hinter mir gelassen und bin komplett neue Wege gegangen“, erklärte der Olympia-Vierte von Rio, das habe sich ausgezahlt. „Was ich die letzten drei Jahre mit Boris auf die Beine gestellt habe, ist einfach unbeschreiblich“, sagte Vetter und verwies auch auf die mentale Unterstützung durch die frühere Weltmeisterin Christina Obergföll: „Sie hat mir vor dem Wettkampf geschrieben: Hol dir das Ding heute! Hol dir Gold! Du hast es so drauf, du hast es so verdient.“
Als die Freudentränen am späten Sonnabend in London getrocknet waren, rechnete der einzige deutsche Weltmeister der Titelkämpfe in London erst einmal mit denen ab, die ihm so einen Coup nie zugetraut hätten. „Ich glaube, die in Dresden werden sich gewaltig in den Arsch beißen“, sagte Vetter und schob hinterher: „Das sollen sie auch.“Beim DLV war man happy – der Speerwerfer polierte die WM-Bilanz zumindest ein wenig auf.