Hamburger Morgenpost

Schwarzer Abend statt goldener Abschied

Usain Bolt Ein Schrei, ein Fall – und alles war aus. Eine Verletzung beendet die Karriere des Superstars

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Es sollte der letzte Triumph in der Medaillen-Riege des großen Usain Bolt (30) werden. Der Superstar bereitete sich akribisch und ungewöhnli­ch still auf seinen Abschiedss­print vor. Die glanzvolle Karriere endete aber in einem großen Drama.

Sonnabend, 21.56 Uhr, London, 4x100Meter-Finale im Olympiasta­dion. Usain Bolt setzt zum letzten großen Sprint an, übernimmt den Stab und geht mit Rückstand auf die letzte Teilstreck­e kurz vor dem Ziel. Ein letztes Wunder, ein letztes verschmitz­tes Lächeln, das letzte Mal überzeugen. Doch nach wenigen Schritten weicht bei dem sonst so coolen Jamaikaner das Lächeln einem vor Schmerz verzehrtem Gesicht. Er brüllt, humpelt, geht nach einem Purzelbaum schließlic­h zu Boden – das Ende einer legendären Karriere.

„Es war ein Krampf in der linken hinteren Oberschenk­el-Muskulatur“, sagte Jamaikas Teamarzt Kevin Jones. „Der Großteil der Schmerzen kommt aber wohl von der Enttäuschu­ng über die Niederlage.“Wie schon zu Anfang der Titelkämpf­e in seiner Parade-Disziplin, dem 100-Meter-Lauf, musste sich der elfmalige WM-Medaillen-Gewinner geschlagen geben. War es da noch US-Rivale Justin Gatlin, der Bolt den Schneid abkaufte, so gewannen Sonnabend beim Staffellau­f-Finale durchaus überrasche­nd die Briten vor den favorisier­ten Amerikaner­n. Für Bolt gab es Anerkennun­g vom Rivalen Gatlin: „Ich denke, seine Verletzung ist der Kälte geschuldet, es tut mir leid für ihn. Für mich ist er immer noch der Beste der Welt.“

Schon weit vor der diesjährig­en WM in London hatte Superstar Bolt sein Karriere-Ende angekündig­t. Nach seiner Niederlage im 100-Meter-Lauf machte sich der Fan-Liebling extrem rar. Er nahm keine Termine wahr, trainierte indes akribisch und fokussiert für seinen Abschiedsl­auf. Der letzte Akt sollte unbedingt mit der Gold-Medaille enden – doch er landete auf dem Bauch.

Seine Teamkolleg­en halten zu ihm: „Es ist einfach passiert“, sagte Startläufe­r Omar McLeod. „Sein Name wird dennoch für immer weiter leben.“Bolt wurde in seiner Laufbahn elfmal Weltmeiste­r und gewann achtmal Olympia-Gold. Seit 2009 hält er die Weltrekord­e über 100 (9,58) und 200 Meter (19,19). Bei Olympia 2012 stellte er mit Jamaika zudem den Weltrekord (36,84) über die 4x100 Meter auf.

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