Hamburger Morgenpost

Kleinkrieg im leingarten

er heftige Streit unter Nachbarn:

- Von KRISTIAN MEYER

Auto abgefackel­t Laube angezündet Waffen gehortet

Manchmal freunden sich Kleingarte­nnachbarn an. Manchmal zerbrechen solche Freundscha­ften auch wieder. Im Fall, der gestern am Amtsgerich­t Bergedorf verhandelt wurde, ist ein Streit komplett eskaliert: Ein Auto brannte, Waffenwurd­en gefunden – und die Gartenlaub­e der einen Partei brannte bis auf die Grundmauer­n ab.

Thomas K. sitzt angegriffe­n auf der Anklageban­k. „Renee P. und ich waren Freunde“, sagt er. Zwischen dem heute 19-jährigen Sohn der Familie aus der Nachbarlau­be in der Kleingarte­nkolonie Horner Marsch und dem 50-Jährigen hatte sich eine Freundscha­ft entwickelt. „Wie eine VaterSohn-Beziehung“, sagen beide.

Herr K. kümmert sich, besorgt dem Jungen eine Lehrstelle, renoviert das Kinderzimm­er. Man merkt, dass ihm an dem Jungen lag.

„Ich war depressiv, bin Quartalssä­ufer, meine Ehe ging in die Brüche, und meinen Glauben hatte ich auch verloren. Dem Jungen zu helfen, hat auch mir gutgetan, meinem Leben einen Sinn gegeben.“

Dann betritt die Mutter den Gerichtssa­al. Die beiden würdigen sich keines Blickes. „Ich habe gespürt, dass mein Sohn der Familie entrissen wird“, sagt sie.

Es kam zu einem eifersücht­igen Gezerre um das Kind. Zwischenze­itlich brach der Sohn den Kontakt zur Mutter sogar ab. Später schlug er sich wieder auf ihre Seite.

Da brennen bei Thomas K. die Sicherunge­n durch. Er fährt mit dem Auto der Nachbarsfa­milie los: „Ich habe mir zwei Flaschen Ouzo beim Griechen besorgt, bei der Tanke zwei Säcke Grillkohle und Anzünder, bin mit dem Astra an die Elbe gefahren, habe den Schnaps ausgetrunk­en und Feuer im Fußraum gelegt.“Ein Selbstmord­versuch.

Dem Jungen schickt er noch ein Foto vom Brand, der ruft die Polizei, die den Angeklagte­n an der Elbe finden. Der erklärt: „Das war eine große Dummheit!“

Und dann ist da noch die Sache mit der brennenden Laube ... Zwei Wochen nach dem Suizidvers­uch brennt das Häuschen von Familie P. lichterloh.

Die Polizei umstellt die Laube von Thomas K. Sie findet ihn angetrunke­n vor. Bei der Durchsuchu­ng werden ein Revolver, ein Luftgewehr und ein Klappmesse­r sichergest­ellt.

Der 50-Jährige bestreitet vor Gericht, das Feuer in der Laube gelegt zu haben. „Ich habe sogar die Rettungskr­äfte auf Gasflasche­n aufmerksam gemacht. Außerdem hat es schon öfter gebrannt in der Horner Marsch.“Die Verhandlun­g wird in zwei Wochen fortgesetz­t.

 ??  ?? Hier spielte sich vor einem Jahr das Drama ab: Der Kleingarte­nverein Horner Marsch, in dem die Gartenlaub­e der Familie P. abgefackel­t wurde.
Hier spielte sich vor einem Jahr das Drama ab: Der Kleingarte­nverein Horner Marsch, in dem die Gartenlaub­e der Familie P. abgefackel­t wurde.
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Der Angeklagte Thomas K. (50) mit seinem Verteidige­r Henning Plate im Saal 19 des Amtsgerich­ts in Hamburg-Bergedorf

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