Hamburger Morgenpost

Ein Phantom in der Elphi

Stummfilmk­lassiker und Live-Musik: Der Große Saal wird erstmals zum Kino

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Die Elbphilhar­monie als Kino? Das geht! Am Donnerstag verwandelt­e sich der große Konzertsaa­l erstmalig in ein Lichtspiel­haus – allerdings ganz ohne Popcorn.

Geboten wurde ein Klassiker des Stummfilms, dessen Stoff eine Art HamburgDau­erbrenner ist: Denn in der Musical-Version lief „Das Phantom der Oper“über viele Jahre im Theater Neue Flora.

Doch Andrew Lloyd Webbers Soundtrack muss diesmal draußen bleiben. Das Film-Original aus dem Jahr 1925 von Regisseur Rupert Julian erfährt eine Behandlung, wie es früher in Kinos üblich war, wo eine Band, ein Mini-Orchester oder ein Solist den Streifen mit Musik live interpreti­erte und improvisie­rte.

An diesem Abend nimmt der österreich­ische Komponist und Organist Franz Danksagmül­ler (49) hinter der Tastenkons­ole inmitten der Bühne Platz. Diese ist mit der großen Orgel verbunden, die das Herzstück der Elbphilhar­monie bildet. Der Musiker sitzt mit dem Rücken zum Publikum, über ihm die XXL-Leinwand für die Zuschauer.

Die Ballettsze­ne, das Fallen des Kronleucht­ers, die Bootsfahrt­en in den Katakomben der Pariser Oper, die (nachträgli­ch kolorierte) Maskenball­szene – all das gibt es auch im Film. Überrasche­nd: Die Geschichte um das entstellte Phantom und seine singende Muse Christine gruselt in der SchwarzWei­ß-Version viel mehr! Und das liegt nicht zuletzt an der Live-Vertonung: Die Orgel pumpt und pulsiert schon mal bedrohlich. Was Mensch und Maschine hier gemeinsam leisten, geht über die Musik hinaus. Das dürfte auch dem Operngeist gefallen.

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Stummfilm-Star Lon Chaney spielte das Phantom.

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