Vom harten Nazi zum wimmernden Wrack
Chris Cantwell wurde in Charlottesville weltberühmt. Jetzt sitzt er im Gefängnis
New York – Durch die rassistischen Ausschreitungen von Charlottesville wurde der wortgewaltige Neonazi Chris Cantwell zu einer kleinen Berühmtheit. Inzwischen ist er ein psychisches Wrack und sitzt im Knast.
In einer viel beachteten „Vice“-Doku zu Charlottesville markierte der 38-Jährige den starken Mann, polterte gegen Schwarze und Juden, prahlte mit seinen Waffen. Er nannte Gegendemonstranten „dumme Tiere“und rechtfertigte das tödliche Auto-Attentat eines Hitler-Fans mit Sätzen wie: „Diese Leute wollen Gewalt. Wir Ultrarechten befriedigen nur die Nachfrage. Auch ich bin zur Gewalt bereit.“Cantwell war offenkundig auch an Ausschreitungen beteiligt.
Als der Neonazi in seine Heimat Keene (New Hampshire) zurückkehrte, verbreitete er seine „Heldentaten“in Charlottesville zusätzlich über die sozialen Medien. Über ihn brach ein Shitstorm herein, er wurde beschimpft und bedroht. Schließlich floh er an einen unbekannten Ort. Von dort verschickte er eine Videobotschaft. Inzwischen lag ein Haftbefehl gegen Cantwell u. a. wegen des Einsatzes von Ätz- und Sprengmitteln vor. Schluchzend, mit Augenringen und zittriger Stimme erklärte er in dem Video, er wolle sich der Polizei stellen, könne aber nicht vor die Tür: „Ich habe Angst.“Damit die Polizei ihn abholen könne, veröffentlichte er seine Telefonnummer. Keine gute Idee: Er wurde mit Anrufen „bombardiert“.
Schließlich stellte sich Cantwell in Lynchburg (Virginia) den Behörden. Jetzt sitzt er im Gefängnis. Wenn er wieder herauskommt, muss er auf soziale Medien verzichten: Die DatingApp Tinder, Facebook und andere sperrten Cantwell lebenslang.