Hamburger Morgenpost

Getanzte Erotik im Tango-Schritt

„Break The Tango“vermengt den klassische­n lateinamer­ikanischen Tanz geschickt mit leidenscha­ftlichem Breakdance

- Von DAGMAR ELLEN FISCHER

Was passiert eigentlich, wenn sich zwei hochexplos­ive Stoffe mischen? Man bekommt eine abendfülle­nde Kettenreak­tion aus Funken sprühenden Höhepunkte­n! Genau das ist „Break the Tango“: Die hocherotis­che Spannung Tango tanzender Paare entzündet sich an der extremen Energie des Breakdance.

Mit sinnlichem Gang nähert sich die Tänzerin langsam ihrem Partner, der reißt sie an sich und stellt sie auf den Kopf, bis ihre Beine in der Luft im Spagat Halt machen. Darauf antwortet der Breakdance­r mit einem Salto, auch er öffnet im Sprung für den Bruchteil einer Seeikomkun­de kopfüber seine Beine zu ner Schere.

Nur auf den ersten Blick men Tango und Breakdance aus zwei verschiede­nen Welten. Und so stehen sich am Anfang der sensatione­llen Show auch die Paare aus Buenos Aires und die internatio­nalen Breakdance-Solisten (fast) feindselig gegenüber. Doch nach der ersten Begegnung provoBerüh­zieren beide Seiten weitere rungspunkt­e, die Grenzen lösen sich auf und die hitzige Atmosphäre entlädt sich schließlic­h in einer gemeinsame­n Tanzexplos­ion.

Fürs Aufheizen ist die Live-Band zuständig, sie steigert den Abend musikalisc­h von sanften melancholi­schen Balladen über den von der Formation „Otros Aires“erfundeben­en Elektrotan­go-Sound bis zu kannten Pop-Songs von Adele und Beyoncé; das Finale mit südamerika­nischen Rhythmen stammt von Shakira. Piano, Schlagzeug, Gitarre und Bandoneon reichen als StimZusamm­enspiel mungsmache­r, im mit einer stimmgewal­tigen SängeGitar­risHaut rin und dem Gesang des ten, der gründlich unter die geht.

Zwei Choreograf­en spielten sich für dieses neuartige Spektakel die Schritte zu: Tango-Weltmeiste­r German Cornejo, der seinen Tänjezern nichts Geringeres als eben nes Weltklasse-Niveau abverlangt, sich aber mitunter „auch von deren Ideen zu neuen halsbreche­rischen Figuren inspiriere­n lässt“. Und der Schweizer Björn „Buz“Meier, der für dieses neue Format vier Streetdanc­er aus Korea, Italien und Mexiko auswählte, schwärmt: „Als Individual­isten ist es für sie ungewohnt, Gefühle durch Tanz zu transporti­eren. Aber in dieser Show wachsen sie über sich hinaus!“Breakdance­r sind Einzelkämp­fer, sie kennen im Bestfall Story-Telling, das per Bewegung zum Beispiel sagen will: „Ey, Digger, deine Schuhe gehen gar nicht“; TangoPaare hingegen verteln vor allem efühle, die zwichen ihnen entstehen, während

t tc l c zw schen ihre tanzenden Körper kein Blatt mehr passt.

Die unterschie­dlichen Tanzstile haben aber auch einiges gemeinsam: Beide lieben die große Pose, in der sie genüsslich auf Beifall hoffend verharren. Beide kennen den Wettkampf, im Breakdance Battle genannt.

Und beide Bewegungen haben eine beachtlich­e Karriere hingelegt: Zunächst von der Gesellscha­ft verachtet und gemieden, führten Tango und Breakdance ein Leben im Hinterhof und auf den Straßen von Buenos Aires und New York City – bevor sie die großen Theater dieser Welt eroberten!

Aus der erfolgreic­hen Verbindung der beiden ist nun etwas völlig Neues entstanden, das mit bisher Bekanntem bricht: „Break the Tango“!

Zwischen die Körper passt kein Blatt Papier.

Kampnagel: 29.8.17.9., Jarrestr. 20, 50-68 Euro, (Preview 29.8., 42 Euro), Tel. 47110633

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Tango und Breakdance sind kein Widerspruc­h, sondern ergänzen sich perfekt: eine Szene aus „Break The Tango“

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