Die Heidi Klum der Kitzbüheler Alpen
Auf dem KAT-Walk zwischen Brixental und Pillersee kann man so weit wandern, wie man gern möchte: Auf einer fordernden alpinen Tour oder eher gemütlich
Genau jetzt ist es genau das Richtige. Das Wasser ist 36 Grad warm, der geschundene Körper darf endlich entspannen. Die ätherischen Öle gehen durch die Haut und in die Nase, in dem gekachelten Raum hängt ein schwerer Duft von Kiefer, Fichte und Edeltanne. „Die Kur mit der Natur“heißt der schmissige Slogan dazu und blöd nur, dass die Wohltat nach einer knappen halben Stunde schon vorüber ist. Aber irgendwann ist halt immer Schluss.
Die älteste LatschenölBrennerei Josef Mack in St. Ulrich am Pillersee ist auch der Schlusspunkt unserer Reise durch die Kitzbüheler Alpen. Und genauso, wie das Latschenkieferbad nicht einfach ein Latschenkieferbad, sondern eine Naturkur ist, so kann man heutzutage auf dem KAT-Walk von Hopfgarten im Brixental bis zum Pillersee schreiten. Kitzbüheler Alpen Trail, kurz KAT, heißt dieser Weitwanderweg, den es in zwei Ausführungen gibt: Eine eher fordernde alpine Tour über sechs Etappen und eine sogenannte Kompakt-Variante für die gemütlichen Wanderer und mit einer Etappe weniger. Der Kitzbüheler Laufsteg führt an so bekannte Stellen wie die Hohe Salve, die legendäre Streif-Abfahrt und aufs Kitzbüheler Horn, aber auch in Gegenden, in denen man stundenlang keine Menschen trifft, einem dafür aber Kühe, Murmeltiere und Gämsen begegnen.
„Das ist ja gerade das Besondere an unserem KATWalk“, sagt Christina Jöchtl vom Kitzbüheler Alpen Marketing, „da ist für jeden etwas dabei. Von der alpinen Herausforderung bis zur sachten Strecke, vom Hotspot bis in einsamste Gegenden.“
Christina ist so etwas wie die Heidi Klum des KATWalks, sie kümmert sich um Streckenführung und Beschilderung, gibt Tipps bei der Etappenplanung und wundert sich auch nicht
mehr über die Ausrüstung einiger Gäste inklusive Stoffturnschuhen, mit denen so mancher und manche den Weitwanderweg entlangschlendern wollen. Aber selbst dafür hat Christina, wohl im Gegensatz zur gestrengen Heidi, Verständnis. „Wir wollen den Leuten die Berge wieder nahebringen. Da ist es klar, dass sich nicht jeder auskennt.“
Zum Nahebringen gehört übrigens auch ein gewisser Komfort. So müssen die Weitwanderer ihr Gepäck nicht selbst über die Berge wuchten, der Koffer oder Rucksack steht schon vor der Ankunft im gebuchten Hotel im Tal bereit, und zwar auf dem Zimmer.
Zum Wandern bleibt genügend Strecke. In der Kompakt-Variante sind es 76 Kilometer, davon rund 5000 Meter aufi und 5200 Meter obi, ohne Bergbahn. Der alpine Weg misst insgesamt 106 Kilometer und kommt auf 6350 Höhenmeter.
Dank Christina und der idiotensicheren Beschilderung des KAT-Walks kann man diesen Laufsteg in den Kitzbüheler Alpen getrost allein beschreiten. Man kann die Weitwanderung aber auch als geführte Tour buchen. Dann lernt man am Anreiseabend in Hopfgarten die Wanderführerin Elke Henke kennen und bald auch, nun ja, schätzen. Hätte Heidi Klum eine etwas ältere Schwester, dann könnte das Elke sein. Zumindest, was die Strenge betrifft. „Alle nach links!“, ruft sie über zwei Täler hinweg, wenn sich auf der Forststraße ein Fahrzeug nähert.
Elke ist nicht nur eine sehr umsichtige Wanderführerin, sondern auch überaus empathisch, wobei sich ihr Mitgefühl nicht nur auf die Menschen beschränkt, sondern auch den Bergen, ihren Bergen, gilt. Geduldig erklärt sie ihrer Gruppe die Gipfel, wer einen Berg falsch benennt, den schaut sie einen Moment strafend an und erklärt dann noch mal von vorn. Wilder Kaiser, Zahmer Kaiser, Schafsiedel, Stripsenkopf, Brechhorn. Am Ende kann jeder und nahezu mit geschlossenen Augen den Wilden vom Zahmen Kaiser unterscheiden, und das da hinten links, das ist doch der Stripsenkopf! Oder doch das Brechhorn?