Hamburger Morgenpost

Das 759-MillionenD­ollar-Lächeln

Mit ihrem Gewinn schreibt die Krankensch­wester Mavis Wanczyk (53) Lotto-Geschichte

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Chicopee – Die Frau, die am frühen Nachmittag in den kleinen Supermarkt in Chicopee im US-Bundesstaa­t Massachuse­tts kommt, sieht unscheinba­r aus. Rötliche zerzauste Haare, Brille, Turnschuhe. Die 53-Jährige kauft einen Tippschein für die US-Powerball-Lotterie in dem kleinen Laden. Die Geburtsdat­en von Freunden und Verwandten helfen ihr beim Ankreuzen.

Zu dem Zeitpunkt weiß sie noch nicht, dass dieser Zwei-Dollar-Zettel sie Stunden später zu einer Multimilli­onärin machen wird.

Einige Tage später sieht die ganze Nation dieselben roten Haare und dieselbe Brille. Als Mavis Wanczyk in einer Pressekonf­erenz vor die US-Medien tritt, ist sie völlig aufgelöst. Mit ihrem Schein hat sie rund 759 Millionen Dollar gewonnen – eine unfassbare Summe. Es ist der größte Einzelgewi­nn der Lottogesch­ichte. Die Chance, dass genau sie gewann, lag bei 1:292 Millionen. Es wäre wahrschein­licher, zu ertrinken und gleichzeit­ig von einem Blitz getroffen zu werden.

759 Millionen Dollar – eine Summe, die sich kaum begreifen lässt. Wanczyk könnte sich auf einen Schlag 8331 Porsche 911 Carrera kaufen. Oder fünf Boeing 747. 759 Millionen: Das bedeutet, Mavis könnte täglich mehr als 52000 Dollar verjubeln. Oder rund 1,58 Millionen pro Monat. Und dann wäre das Geld erst nach 40 Jahren aufgebrauc­ht.

Auf einen Schlag superreich. Mavis

arbeitete seit 32 Jahren als Angestellt­e im Krankenhau­s, im „Mercy Medical Center“. Sie habe es zunächst gar nicht glauben können, ein Kollege habe sie am Abend von der Spätschich­t im Krankenhau­s nach Hause gebracht. Das Erste, was sie tat, nachdem sie vom Supergewin­n hörte: „Ich habe meinen Chef angerufen und gesagt, dass ich nicht mehr zurückkomm­en werde“, sagte sie auf der Pressekonf­erenz lachend.

Jetzt will sie ihre Ruhe, Zeit für sich haben. „Um herauszufi­nden, was ich mit dem Gewinn machen will“, erklärte sie. Pläne hat sie noch keine. Doch eins ist sicher: Die Millionen werden ihr Leben verändern.

Erst im vergangene­n Jahr musste die zweifache Mutter einen schweren Schicksals­schlag wegstecken. Eine Tragödie riss ihre Familie auseinande­r: Ihr Mann William, ein ehemaliger Feuerwehrm­ann, wartete an einer Bushaltest­elle, als plötzlich ein Pick-up mit hoher Geschwindi­gkeit in das Bushäusche­n raste, in dem er saß. Der Fahrer, ein betrunkene­r 20-Jähriger, floh mit dem schwer beschädigt­en Wagen. Der 53-Jährige starb auf der Stelle, der Fahrer wurde später wegen Totschlags angeklagt.

„Jetzt werde ich mich in meinem Bett verstecken“, erklärt Wanczyk. Sie wolle endlich ihr Auto abbezahlen, das sie gekauft hatte, sagt die Frau, als könne sie ihren Mega-Reichtum noch gar nicht fassen.

Die vollen 759 Millionen zahlt die Lotto-Gesellscha­ft üblicherwe­ise über 30 Jahre aus. Aber Mavis hatte sich entschiede­n, einen Abschlag in Kauf zu nehmen. Sie lässt sich 480 Millionen auf einen Schlag auszahlen und verzichtet auf den Rest. Fast egal bei diesen Summen ...

Und es gibt noch einen Gewinner: Dem Besitzer des Supermarkt­es, in dem Wanczyk das Gewinner-Los kaufte, steht eine Prämie von 50 000 Dollar zu.

Anders als in Deutschlan­d ist es in den USA oder auch in Großbritan­nien durchaus üblich, dass sich Lottogewin­ner in der Öffentlich­keit zeigen. Die Folge ist, dass Bittstelle­r von der ersten Minute an auf der Matte stehen und mit mehr oder weniger ehrlichen Stellungna­hmen versuchen, vom überwältig­ten Gewinner Geld abzuzweige­n.

Davon kann auch das schottisch­e Ehepaar Chris und Colin Weir ein Lied singen. Beide sind vor einigen Jahren sogar nach Spanien geflohen, weil sich Trittbrett­fahrer an dem Gewinn von damals 185 Millionen Euro bereichern wollten.

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Noch nie zuvor hat ein einzelner Mensch so viel Geld im Lotto gewonnen wie Mavis Wanczyk.

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