Hamburger Morgenpost

Die teuerste Show aller Zeiten

Box-Champion deklassier­t Käfig-Kämpfer Eine Milliarde Dollar Umsatz bei einseitige­m Duell zwischen Mayweather und McGregor

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Als das Spektakel in Las Vegas vorbei war, brachte der Sieger das aus seiner Sicht Wesentlich­e auf den Punkt. „Wenn ich die Möglichkei­t sehe, 300 Millionen Dollar in 36 Minuten zu verdienen, warum nicht?“, grinste Floyd Mayweather, „ich musste es einfach tun.“Sein unterlegen­er Gegner Conor McGregor kassiert für die Zehn-Runden-Show im Boxring geschätzte 100 Millionen Dollar. Für die beiden Hauptdarst­eller hat sich der „Kampf des Jahrhunder­ts“mehr als gelohnt. Für die Millionen Sportfans, die teilweise bis zu 99 Dollar für die Live-Übertragun­g im TV zahlten mussten, war es ein eher zweifelhaf­tes Vergnügen.

Aber hinterher ist man immer klüger. Im Vorfeld, begleitet von einem beispiello­sen Hype, hatte McGegor, der Käfigkämpf­er mit der großen Klappe, es tatsächlic­h geschafft, sogar Fachleuten einzureden, er habe eine Chance – und werde sie nutzen. Der 29-jährige Ire ist Champion im Ultimate Fighting, einer brutalen Mischung aus Prügeln, Treten und Ringen, die in den USA immer populärer wird. In seinem ersten Boxkampf forderte er den in 49 Profi-Fights ungeschlag­enen Floyd Mayweather (40) heraus, Ex-Weltmeiste­r in mehreren Gewichtskl­assen und der wohl beste Boxer der beiden letzten Jahrzehnte – wenn auch seit zwei Jahren im Ruhestand.

Eine Story wie bei „Rocky“, Underdog gegen arroganten Champ, der Stoff, aus dem die Träume sind – und am Ende doch nur ein Marketing-Märchen. Allerdings ein perfekt inszeniert­es: Videoclips der beiden, die vorwiegend aus Obszönität­en und Beleidigun­gen bestanden, sorgten über die sozialen Netzwerke für weltweites Interesse, allein bei Snapchat wurden die Pre-FightClips über 100 Millionen mal angeschaut. Dabei hätte es jeder vorher wissen können. Mayweather­s Manager Leonard Ellerbe hatte die Frage nach dem sportliche­n Wert der Veranstalt­ung schließlic­h schamlos offen beantworte­t: „Es ist mir völlig egal, wie man das Ganze nennt. Dieser Scheiß ist groß. Jeder will es sehen.“ Und so kam es vor zahlreiche­n Prominente­n am Ring und einem Abermillio­nen-Publikum weltweit, wie es kommen musste: McGregor hatte keine Chance, und er nutzte sie auch nicht. Der Ire gewann – immerhin – die erste Runde auf den Punktzette­ln, danach baute er konditione­ll ab und Mayweather, der sich verdächtig lange zurückhiel­t, traf ihn irgendwann nach Belieben. Für Statistik-Fans: 170 seiner 320 Schläge landeten im Ziel (McGregor: 111 Treffer, 430 Schläge).

Anfang der zehnten Runde brach der Ringrichte­r das einseitige Duell dann ab. Auch wenn McGregor später über die Entscheidu­ng pöbelte: In dem Moment, als alles vorbei war, lagen die beiden sich in den Armen. Beide grinsten und es schien, als ob sie sich zuraunten: „Super Show, toll gemacht.“Nach dem Fight spielten beide wieder ihre gewohnten Rollen. Während

Abbruch Anfang der zehnten Runde Weltweiter Hype über Social Media

Mayweather über sein Leben als Pensionär mit Platin-Status plauderte, kündigte McGregor seine Rückkehr in den Käfig an.

Seine eigentlich­e Zukunft aber dürfte in der Show-Branche liegen. Sein Gesicht ist jetzt weltweit bekannt, er gilt als charismati­sch – und erste Angebote für Fernseh-Formate sind schon vor dem ersten Gong des ungleichen Kampfes bei ihm eingegange­n.

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Regelmäßig­er Gast am Boxring: Action-Star Bruce Willis (62, l.) hatte genauso ein VIP-Ticket wie Schauspiel­erin Vanessa Hudgens (28, 2. v. l.) Ozzy Osbourne (69) und seine Frau Sharon (64, o. l.) verfolgen das Spektakel in Las Vegas ebenso wie...
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