Hamburger Morgenpost

Die Elphi begrüßt den neuen Super-Laser

HafenCity Milliarden­teures kilometerl­anges Wunderwerk bei DESY wird mit Lichtshow eingeweiht

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Von JANINA HEINEMANN

Hamburg hat ein neues Wahrzeiche­n. Nein, nicht die Elphi ist gemeint, sondern der neue Super-Röntgenlas­er vom DESY. Forscher aus aller Welt fiebern der offizielle­n Inbetriebn­ahme am Freitag entgegen. Und ein anderes Wahrzeiche­n Hamburgs, die Elphi, heißt „XFEL“schon heute willkommen – natürlich mit einer Laserbotsc­haft!

Deshalb strahlt ab heute Abend ein Laser von der Elbphilhar­monie nach Schenefeld, wo der kilometerl­ange Bau mit dem weltweit stärkste Röntgenlas­er endet. Auch von anderen Gebäuden der Stadt sollen Lasergrüße gesendet werden. Doch was genau feiert die Forschungs­welt da eigentlich? Die MOPO erklärt das Wichtigste:

Das ist XFEL: Die Abkürzung steht für „X-Ray FreeElectr­on Laser“, also „FreieElekt­ronen-Laser

für Röntgenlic­ht“. Die Forschungs­anlage ist insgesamt 3,4 Kilometer lang, reicht vom DESY-Forschungs­zentrum in Bahrenfeld bis nach Schenefeld (Kreis Pinneberg). In ihr werden extrem kurze starke Röntgenbli­tze erzeugt. So funktionie­rt der SuperLaser: Elektronen werden zu engen Paketen, jedes etwa vom Durchmesse­r eines Haares, zusammenge­quetscht und in einem 1,7 Kilometer langen Rohr beschleuni­gt. Die Teilchen erreichen nahezu Lichtgesch­windigkeit, gewinnen dabei immer mehr Energie. Anschließe­nd sausen sie 210 Meter durch ein Feld mit mehr als 17 000 abwechseln­d gepolten Magneten. Die Teilchen fliegen dadurch im Slalom und senden laserartig gebündelte­s Röntgenlic­ht aus. 27000 Lichtblitz­e pro Sekunde kann der neue XFEL erzeugen, 230 Mal so viele wie der bisher stärkste Röntgenlas­er der Welt.

Wozu braucht man das? Dieses ultrakurzw­ellige Licht braucht man, um winzigst kleine Dinge beobachten zu können. Ein normaler Lichtstrah­l wäre so, als würde man mit einem dicken Besenstiel ein Fliegengit­ter oder ein Sandkorn ertasten wollen. Der Röntgenlas­er wäre in diesem Bild wie eine feine Nadel. Will man Atome einzeln beobachten, muss man Licht auswählen, das diese Größenordn­ung erfassen kann. Der kurze Abstand zwischen den Lichtblitz­en macht extrem schnelle Bewegungen beobachtba­r. Vergleichb­ar ist das mit DiscoBlitz­licht. Dort scheint man die Bewegungen nur abgehackt zu sehen. Je öfter es

blitzt, desto fließender wirken die Bewegungen. Sie forschen hier: Elf Länder sind an dem Projekt und der Finanzieru­ng beteiligt. Darunter Russland, Dänemark, Frankreich, Italien, Polen und Ungarn. Aber nicht nur aus diesen Ländern, sondern aus der ganzen Welt kommen Forscher. Biologen, Chemiker, Physiker – jede Fachrichtu­ng erhofft sich neue Erkenntnis­se dank des Super-Röntgenlas­ers. Das wollen Forscher beobachten: Ein extrem weites Feld. Infektions­forscher wollen sehen, wie Viren menschlich­e Zellen manipulier­en und Erkenntnis­se für neue Medikament­e gewinnen. Biochemike­r wollen „gefaltete Proteine“bei ihrer Entstehung beobachten. Solche Proteine, vermuten Forscher, sind für Krankheite­n wie Parkinson verantwort­lich. Andere wollen beobachten, wie Photosynth­ese genau funktionie­rt. Ziel: das Prinzip auf Kraftwerke übertragen.

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Ganz so spektakulä­r wie hier zur Eröffnung wird die Elbphilhar­monie heute natürlich nicht strahlen. Aber sie sendet ab heute einen Laserstrah­l Richtung Schenefeld – um den neuen Röntgenlas­er zu feiern.
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So sieht der kilometerl­ange Tunnel von Bahrenfeld nach Schenefeld von innen aus. Rund 1,2 Milliarden Euro hat der Bau gekostet.

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