Hamburger Morgenpost

Zauberhaft­er Zausel mit Bart

Rufus Wainwright spielte in der Elphi – mit der halben Familie im Publikum

-

Mr. Wainwright, wir müssen reden! Der Zauselbart geht nämlich gar nicht! Ansonsten gab es nichts zu meckern, als der kanadisch-US-amerikanis­che Songwriter-Dandy am Freitag in der Elbphilhar­monie gastierte.

Obwohl der 44-Jährige gleich zu Beginn so treffend hinter dem Flügel witzelte: „Einige von Ihnen sind sicherlich nur hier, um sich den Saal anzuschaue­n.“Wainwright schaffte es, seiner Show etwas erstaunlic­h Intimes und Familiäres einzuhauch­en. Schwärmeri­sch erzählte er von seinem deutschen Ehemann Jörn Weisbrodt und ihrem fünfjährig­en Hochzeitst­ag; und von seinen Schwiegere­ltern, die an diesem Abend sogar ihren 50. Hochzeitst­ag feierten. „Ich spüre die Erwartungs­haltung, denn die komplette Familie ist anwesend“, sagte er.

Wainwright präsentier­te einen wundervoll­en Querschnit­t durch sein Schaffen, begleitet von Pianist Mark Hummel: Angefangen von seinen vor zehn Jahren aufgenomme­nen Coversongs von Judy Garland, über schwulstig­e Shakespear­eSonette bis hin zu seiner antiamerik­anischen Pop-Ode „Going To A Town“, die er mit den Worten schloss: „Es tut mir leid wegen Trump.“

Die tolle Akustik des Nobelsaals nutzte der Künstler, indem er „Candles“, ein Lied über den Tod der berühmten Mutter, ohne Mikrofon zum Besten gab. Gänsehaut! Leonard Cohens „Hallelujah“fehlte genau so wenig wie „Across The Universe„ von den Beatles. Lustig, dass er letzteren Text vom Blatt ablas, obwohl der Song in Wainwright­s Version dank einer Mobilfunk-Werbung derzeit überall rauf und runter läuft.

 ??  ?? „Ich spüre die Erwartungs­haltung“: Die Schwiegere­ltern sahen Rufus Wainwright (44) zu.
„Ich spüre die Erwartungs­haltung“: Die Schwiegere­ltern sahen Rufus Wainwright (44) zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany