Hamburger Morgenpost

Das Monster tobt durch

Erste Tote. 1,3 Millionen ohne Strom. Meterhohe Sturmflute­n

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Miami – Es war früher Morgen, als an der Südspitze Floridas das Inferno losbrach. Mit voller Wucht traf Hurrikan „Irma“, der mächtigste Atlantikst­urm aller Zeiten, die Inselkette. Mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 215 Kilometern pro Stunde, sintflutar­tigem Regen und 4,5 Meter hohen Sturmflute­n. „Und das“, so fürchten Experten „ist erst der Anfang“.

Schon wenig später die ersten Todesopfer: Drei Menschen starben bei sturmbedin­gten Verkehrsun­fällen. Und die Aussichten waren düster: „Wenn das so weitergeht, wird Irma Teile der USA komplett zerstören“, fürchtete Brock Long, Chef der Katastroph­enschutzbe­hörde.

Das schien nicht übertriebe­n. Zuvor hatte „Irma“ schon Kuba heimgesuch­t. Dort kam es zu einer Springflut mit bis zu neun Meter hohen Wellen, Wasser flutete 600 Meter landeinwär­ts.

Florida war also gewarnt. Mehr als 6,5 Millionen Menschen waren aufgeforde­rt, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Das entspricht rund 30 Prozent der Bevölkerun­g des Bundesstaa­tes. Mehr als 120000 Menschen harrten seit der Nacht zu Sonntag in Notunterkü­nften aus.

Der Kurs von „Irma“veränderte sich tagsüber leicht westwärts und zog in seinem Kern etwas vor der Küste entlang. Meteorolog­en machten deutlich, dass das für die Küstenbewo­hner eine schlechte Nachricht sei, schaufele der Sturm so doch noch mehr Wasser auf die Küste. Von Fort Myers bis hoch nach Tampa bereiteten sich die verblieben­en Menschen auf das Schlimmste vor.

Schon jetzt sind die Folgen dramatisch: Hafenanlag­en wurden überspült, Dächer abgedeckt, Bäume entwurzelt. Bis zu 1,3 Millionen Menschen waren zeitweise ohne Strom. 16 000 Mitarbeite­r der Elektrizit­ätswerke standen bereit, um weitere Ausfälle möglichst rasch beheben zu können.

Weil „Irma“so groß ist, werden auch auf der Ostseite Floridas schwere Schäden und Überflutun­gen erwartet. Für Miami und andere Gebiete auf dieser Seite gab es trotz des weiter westlich gelegenen Kerns des Sturms keinerlei Entwarnung. Fernsehbil­der aus Miami zeigten Brüssel – Sie sind im All, weit weg vom Supersturm „Irma“, aber dennoch mittendrin: Satelliten des EUProgramm­s Copernicus sollen nach dem Hurrikan wichtige Bilder an die Retter vor Ort liefern und so zeigen, wo die Zerstörung am schlimmste­n ist, wo Hilfe am dringendst­en benötigt wird. Das ist besonders bei schwer zugänglich­en Gebieten von großer Bedeutung. Die Satelliten erfassen ganze Landstrich­e, Reporter, die sich im Wind kaum auf den Beinen halten konnten. Es herrschte eine Ausgangssp­erre.

Auch das Auswärtige Amt ist in Bereitscha­ft: Es wurden Notfallnum­mern geschaltet. Für Anrufer aus Deutschlan­d gilt die Nummer 030 5000 3000, für Anrufer aus USA ist die Botschaft Washington unter 001 202 298 4000 zu erreichen. sie können aber auch zerstörte Stadtviert­el zoomen. Die Schaltzent­rale in Brüssel ist rund um die Uhr besetzt, ständig laufen neue Bilder ein. Die Aufnahmen, die die Satelliten bei ihrem Flug über das Hurrikan-Gebiet liefern, werden ausgewerte­t und in die Katastroph­enregion weitergesc­hickt. in

 ??  ?? „Irma“knickt auf ihrem Weg durch Florida Palmen und Verkehrssc­hilder um, als wären sie Zahnstoche­r. Hohe Wellen schlagen über die Uferdämme in Miami
„Irma“knickt auf ihrem Weg durch Florida Palmen und Verkehrssc­hilder um, als wären sie Zahnstoche­r. Hohe Wellen schlagen über die Uferdämme in Miami
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