29 Jahre nach Diego
Leipzig fiebert seiner Europapokal-Rückkehr entgegen Lok brachte 1988 Neapel mit Maradona in Gefahr
Nach fast drei Jahrzehnten kehrt der Europapokal nach Leipzig zurück: Brauseklub RB spielt heute in der Champions League gegen Monaco. Heiko Scholz wird im Stadion sein. Wie vor 29 Jahren. Nur nicht als Manndecker, sondern als Zuschauer.
Der 51-Jährige schaut heute zu, wie RB Leipzig die sächsische Messestadt wieder auf die internationale Fußballlandkarte bringt. Beim Start der „Roten Bullen“in die Champions League wartet Scholz darauf, dass er nicht mehr der letzte Leipziger ist, der in Europa einen Ball ins Netz beförderte.
„So kommt man auch in die Geschichtsbücher“, kommentiert er sein Eigentor, das ihm im November 1988 im UEFACup-Spiel von Lokomotive Leipzig beim SSC Neapel unterlief. Die Italiener gewannen 2:0 und kamen weiter. Zwei Wochen zuvor hatte am 26. Oktober 1988 das bislang letzte Europacup-Spiel in Leipzig stattgefunden. Fast 100000 Fans drängten sich ins Zentralstadion, um Neapels Weltstar Diego Maradona (heute 56) zu sehen. Sein Bewacher: Heiko Scholz.
Und der machte seine Sache gut: Leipzig brachte den späteren UEFA-Cup-Sieger in Verlegenheit, ging durch Matthias Zimmerling 1:0 in Führung. Giovanni Francini rettete dem Favoriten ein 1:1. Lok-Torwart René Müller, später beim FC St. Pauli im Kasten, unkte: „Das wird das letzte große Spiel für Jahrzehnte gewesen sein.“Der Keeper behielt Recht: Die Mauer fiel, Leipzigs Fußball stürzte ab. Neben Müller machte auch Stürmer Olaf Marschall im Westen Karriere und wurde mit Kaiserslautern 1998 deutscher Meister. Aus Leipzigs Fußball war da schon die Luft raus: LokNachfolger VfB stieg gerade aus der 2. Liga ab und ging später Pleite. Lokalrivale Chemie nannte sich FC Sachsen, bekam aber auch kein Bein auf den Boden. Erst das 2009 gestartete ProVier
jekt RB holte den Spitzenfußball zurück.
Inzwischen gibt es die DDR-Traditionsvereine Lok und Chemie wieder, beide spielen jedoch in der viertklassigen Regionalliga und stehen im Schatten der Brause-Elf. „Im Kampf um Aufmerksamkeit haben wir es durch RB schwerer“, klagt Lok-Chef Thomas Löwe. Trainiert wird Lok übrigens vom einstigen MaradonaBewacher Heiko Scholz.
Die RB-Fans fragen sich derweil, wer als erster seit Zimmerling 1988 ins richtige Europa-Tor trifft. „Das middor Schämpiens Lieg is echt ä Draum“, dichtete Jan Lindner in der Leipziger Volkszeitung: „De Euphorie steht im Fünfmeedorraum, steigt hoch, nimmt Maß und drückt de Pille rein.“ So will Leipzig spielen: Gulacsi – Klostermann, Orban, Upamecano, Halstenberg – Kampl, Demme – Sabitzer, Forsberg – Werner, Poulsen