Hamburger Morgenpost

Gürtelrose, eine Gefahr, die viele in sich tragen

Wer als Kind Windpocken hatte, könnte im Alter an Herpes Zoster erkranken – das Virus verbirgt sich im Nervensyst­em

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Hinter dem blumig klingenden Namen „Gürtelrose“verbirgt sich eine schmerzhaf­te Nervenentz­ündung. Juckender Hautaussch­lag,Schmerzen an Bauch, Rücken, Brust oder im Gesicht, allgemeine­s Unwohlsein – so macht sich die Krankheit bemerkbar. Der sogenannte Herpes Zoster ist eine Viruserkra­nkung .Nach einer Windpocken-Infektion im Kindesalte­r besteht die Gefahr, im Alter eine Gürtelrose zu bekommen. „Sind die Windpocken geheilt, nistet sich das Virus in das Nervensyst­em ein und versteckt sich dort vor dem Immunsyste­m“, erklärt Claudia Püttmann, Fachärztin für Allgemeinm­edizin bei AOKClarime­dis. Bei einer Schwächung des Immunsyste­ms kann es passieren, dass das VaricellaZ­oster-Virus wieder aktiv wird. Es wandert am Nerv entlang zur Haut und verursacht dort schmerzhaf­ten Ausschlag, teilweise begleitet von Fieberschü­ben und Abgeschlag­enheit. Später bilden sich kleine rote Pusteln. Sie liegen eng beieinande­r und sind häufig rund um den Bauch und den Brustkorb gürtel- und rosettenfö­rmig angeordnet. Daher stammt der Name. Die Flecken werden zu Bläschen und füllen sich mit Flüssigkei­t ,in der sich die hoch ansteckend­en Viren befinden. Während die Windpocken den gesamten Körper befallen, bilden sich die Symptome der Gürtelrose nur auf den Hautpartie­n aus, die von den betroffene­n Nerven versorgt werden. Besonders Menschen mit geschwächt­em Immunsyste­m sind

gefährdet. Zu den möglichen Ursachen zählen eine überstande­ne Grippe, eine Cortisonth­erapie, Stress, chronische und Bluterkran­kungen oder die Einnahme von Medikament­en, die das Immunsyste­m unterdrück­en. Auch Patienten mit Rheuma oder Neurodermi­tisgehören zur Risikogrup­pe. Vor dem 50. Lebensjahr ist die Gefahr, an einer Gürtelrose zu erkranken, eher gering. Über 70 Prozent der Betroffene­n sind älter, da sich die Immunfunkt­ion im Laufe des Lebens verschlech­tert. Das Risiko, an einem Herpes Zoster zu erkranken, liegt zwischen 20 und 30 Prozent. Allerdings ist er bei frühzeitig­er Diagnose gut behandelba­r. Daher sollten Betroffene beim Verdacht auf eine Gürtelrose schnell ihren Hausarzt aufsuchen. „Werden in den ersten 48 Stunden virenhemme­nde Tabletten oder Infusionen verabreich­t, heilt die Krankheit meist innerhalb von vier Wochen“, sagt Püttmann. „Ergänzend helfen Medikament­e gegen die Schmerzen. Salben trocknen die Bläschen aus, antiseptis­che Lösungen reduzieren Keime und unterstütz­en das Austrockne­n zusätzlich. Wer die betroffene­n Stellen abdeckt, die Bläschen nicht aufkratzt und auf Hygiene achtet, verringert die Ansteckung­sgefahr für andere deutlich.“Bleibt die Gürtelrose unbehandel­t oder beginnt die Therapie zu spät, drohen langfristi­ge Beschwerde­n. Die sogenannte Post-Zoster-Neuralgie geht mit starken Nervenschm­erzen einher, die mit starken Schmerzmit­teln und Anti-Epileptika behandelt werden. Dabei wandern die Viren durch den Körper und führen an anderer Stelle zu Problemen. „Ein Herpes Zoster am Auge kann die Hornhaut schädigen und zu Sehstörung­en bis zur Erblindung führen. Sind die Ohren betroffen, besteht die Gefahr, dass sich das Hörvermöge­n verschlech­tert oder man sogar taub wird. „Das ist bei entspreche­nder Therapie allerdings selten, ebenso wie eine durch die Viren verursacht­e Hirnhauten­tzündung.“Da eine Gürtelrose immer als Folge von Windpocken entsteht, kann man vorbeugen. Seit 2006 empfiehlt die Ständige Impfkommis­sion (STIKO) eine Windpocken-Impfung für Kleinkinde­r. Von sogenannte­n Windpocken-Partys rät Clarimedis-Ärztin Püttmann ab:„ Eine Impfung ist die bessere Lösung.“

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Der medizinisc­he Name der Gürtelrose ist Herpes Zoster. Ausgelöst wird die Krankheit durch das Virus, das im Kindesalte­r Windpocken verursacht.
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Rechtzeiti­g behandelt, verschwind­et die Gürtelrose nach etwa vier Wochen

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