Hamburger Morgenpost

Flucht endet auf dem Kiez

Thomas T. soll eine Mutter (24) und ihren Sohn (6) erstochen haben. Polizisten entdecken Verdächtig­en in Hamburg. Er saß schon 6 Jahre im Knast

- Von ANASTASIA IKSANOV und RÜDIGER GAERTNER

Thomas T. ist 53. Er lebt in Detmold, 265 Kilometer von Hamburg entfernt: Er wird verdächtig­t, dort seine Nachbarin Hatidzhe B. (✝ 24) und ihren Sohn Ahmed (✝ 6) brutal ermordet zu haben. Seit Sonntag suchte die Detmolder Polizei nach ihm. Gestern wurde er gefasst: in Hamburg-Neustadt.

Der Hinweis, dass sich der Gesuchte in Hamburg aufhalten könnte, geht gestern Morgen bei der Detmolder Polizei ein, und zwar, wie es heißt, „aus dem Umfeld des Mannes“, so der Detmolder Polizeispr­echer Achim Ridder. Sofort wird Hamburg um Amtshilfe gebeten.

Schon kurz darauf werden Zivilbeamt­e mit Fotos des Verdächtig­en ausgestatt­et. Daraufhin fahren sie los und suchen diverse Straßen ab. Es dauert nicht lange: An der Helgolände­r Allee in der Neustadt (zwischen den Tanzenden Türmen und den Landungsbr­ücken) wird ein Mann gesichtet, der zu Fuß unterwegs ist und auf den die Beschreibu­ng genau passt.

Sofort ruft der Beamte Verstärkun­g: Wenig später springen mehrere Polizisten aus ihren Zivilfahrz­eugen und überwältig­en den Gesuchten. Danach wird er zum Amtsgerich­t nach Detmold überführt. Hier soll er nun verhört werden.

Wann genau die Tat sich ereignet hat, ist unklar. Die junge alleinerzi­ehende Mutter war am Montag nicht zur Arbeit erschienen, ihr Sohn nicht zur Schule. Verwandtsc­haft in Deutschlan­d gibt es – abgesehen vom Vater des sechsjähri­gen Jungen – nicht.

Wieso die Polizei sofort den Verdacht hegte, dass der arbeitslos­e Nachbar im Dachgescho­ss etwas mit dem Verschwind­en zu tun haben könnte, wird aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht verraten. Die Mordkommis­ion ließ jedenfalls die Wohnungstü­r von

Thomas T. aufbrechen und wurde sofort fündig: Die Leichen der Frau und ihres Sohnes waren blutüberst­römt, hatten Verletzung­en im Brust- und Halsbereic­h.

Doch vom Gesuchten fehlte zunächst jede Spur. Bis einschließ­lich Mittwoch gingen nur wenige Hinweise zum Verbleib des unscheinba­r wirkenden Mannes bei der Polizei ein – bis dann der Hinweis kam, dass er sich vielleicht in Hamburg versteckt halten könnte …

Thomas T. ist kein unbeschrie­benes Blatt. Er hat bereits eine andere grausame Tat begangen: 2004 stach er eine 24-jährige Frau mit 20 Messerstic­hen nieder, um sich anschließe­nd auch noch an ihr zu vergehen. Sein damaliges Opfer, ebenfalls Bulgarin und Nachbarin, hatte seine Annäherung­sversuche nicht erwidert. Ob das auch diesmal so war?

2003 wurde T. vom Landgerich­t Detmold wegen versuchten Mordes, Vergewalti­gung und schwerer Körperverl­etzung zu acht Jahren Haft verurteilt. Nach sechs Jahren kam er vorzeitig frei.

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Zivilfahnd­er haben den mutmaßlich­en Doppelmörd­er Thomas T. (53) an der Helgolände­r Allee (Neustadt) erkannt und überwältig­t. Er wurde später in die Vollzugsan­stalt nach Detmold überführt.
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In diesem Haus wohnt Thomas T. (53). In seiner Wohnung fand die Polizei die Leichen einer Frau (24) und ihres Sohnes (6).
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Mit diesem Foto fahndete die Polizei nach Thomas T. (53).
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Beamte der Spurensich­erung vor dem Tatort an der Immelmanns­traße in Detmold

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