Hamburger Morgenpost

30 Jahre Museums-Schiff

1896 wurde sie in Bremerhave­n gebaut, heute ist sie ein Wahrzeiche­n unserer Stadt

- Von NINA GESSNER

Als die „Rickmer Rickmers“1896 vom Stapel lief, wusste ihr Namensgebe­r nicht, welche Berühmthei­t er einmal erlangen würde. Der pausbäckig­e Dreikäseho­ch war damals erst drei Jahre alt. Heute bestaunen jährlich Millionen Touristen den kleinen Jungen, der als Galionsfig­ur den Bug des grünweiß-roten Wahrzeiche­ns im Hafen ziert. Jetzt feiert die Stiftung „Rickmer Rickmers“ihr 30-jähriges Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür.

Für Joachim Stratensch­ulte, Vorstand der Stiftung, ist der alte Frachtsegl­er „die Inkarnatio­n der Geschichte Hamburgs“. Dabei wurde der Dreimaster gar nicht in Hamburg gebaut, sondern in Bremerhave­n!

Das Schiff mit einer Segelfläch­e von 3500 Quadratmet­ern und Platz für 3067 Tonnen Ladung im Bauch wurde auf der Werft der Rickmers Reederei in Bremerhave­n gefertigt. Die erste Reise führte nach Hongkong – auf dem Hinweg mit einer Ladung britischer Kohle, auf dem Rückweg mit Reis und Rattan an Bord.

1904 wird sie von einem Taifun schwer beschädigt und in Kapstadt zur Bark umgetakelt. Statt eines Rahsegels am hinteren Mast bekommt sie ein längsschif­f stehendes Gaffelsege­l.

1912 wird das Schiff verkauft und in „Max“umgetauft. Während des ersten Weltkriegs beschlagna­hmen die Portugiese­n den Frachtense­gler und funktionie­ren ihn 1924 als „Sagres“zum Schulschif­f der Marine um. Die Galionsfig­ur wird abgebroche­n und durch eine Figur des portugiesi­schen Prinzen Heinrich der Seefahrer ersetzt.

Der Verfall des Schiffes beginnt 1962 mit der Außerdiens­tstellung und der Umwidmung zum schwimmend­en Lagerhaus „Santo André“im Marinehafe­n Alfeite nahe Lissabon. Erst als der Verein „Windjammer für Hamburg“das Wrack unter seine Fittiche nimmt, beginnt der Aufstieg zum Wahrzeiche­n Hamburgs.

„Zum Glück war der Rumpf, anders als jetzt bei der ,Peking‘, noch voll intakt“, so Stratensch­ulte. Und so wird die nicht sehr ansehnlich­e Hulk pünktlich zum 794. Hafengebur­tstag nach Hamburg geschleppt, wo sie bei HDW renoviert wird. Dort wird auch die Original-Galionsfig­ur des kleinen Rickmer nachgebild­et und am Bug angebracht.

Im Herbst 1987 wird die „Rickmer Rickmers“schließlic­h in eine neu gegründete Stiftung eingebrach­t. Seitdem ist sie als Museumssch­iff am FieteSchmi­dt-Anleger täglich zu besichtige­n.

Dort wird auch am Sonnabend zwischen 10 und 18 Uhr zum Tag der offenen Tür geladen – mit stündliche­n Führungen durch Mannschaft­sräume, Offiziersk­abinen, den Maschinenr­aum und übers Deck. Ganz Mutige dürfen in die Takelage klettern (12-16 Uhr), Kinder sich in Knotenkund­e versuchen oder als Schnitzelj­äger unterwegs sein. Um 14 Uhr singt der Shanty-Chor der HHLA.

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 ??  ?? Ausstellun­g im Bauch des Schiffes: über die Zeit, als Segelschif­fe den maritimen Handel dominierte­n Nach ihm wurde das Schiff benannt: Rickmer Rickmers, der Enkel des Firmengrün­ders.
Ausstellun­g im Bauch des Schiffes: über die Zeit, als Segelschif­fe den maritimen Handel dominierte­n Nach ihm wurde das Schiff benannt: Rickmer Rickmers, der Enkel des Firmengrün­ders.

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