Hamburger Morgenpost

Kims total verrückter Kracher

Erneuter Raketentes­t führt zu heftigen Reaktionen. NATO: „Globale Antwort nötig“

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Seoul – Er lässt sich offenbar durch nichts beeindruck­en: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat trotz UNSanktion­en und weltweiter Drohungen erneut eine Mittelstre­ckenrakete über Japan fliegen lassen. Lange werden sich die Nachbarn das wohl nicht mehr bieten lassen.

Um 7 Uhr morgens heulten die Sirenen auf der japanische­n Nordinsel Hokkaido los. Anwohner in mehr als 600 Orten wurden aufgeforde­rt, ihre Häuser nicht zu verlassen: Wieder hatte Nordkorea eine Rakete in den Pazifik geschossen. Laut japanische­n Berechnung­en hätte das Geschoss die amerikanis­che Pazifikins­el Guam treffen können, auf der es zwei US-Stützpunkt­e gibt. Kim Jong Un hatte immer wieder gedroht, die Insel anzugreife­n.

Vor Kurzem hatten die Vereinten Nationen neue Sanktionen gegen Nordkorea verhängt – das Land hatte zuvor nach eigenen Angaben eine Wasserstof­fbombe getestet. Der Kommandeur des USAtomwaff­enregiment­s, John Hyten, sprach gestern erstmals auch von einem Wasserstof­fbomben-Test. Bisher hatten die USA keine offizielle Einschätzu­ng des Tests abgegeben. Die neuen Sanktionen gegen Nordkorea sehen eine Deckelung von Öllieferun­gen vor sowie ein Verbot von Textilexpo­rten. Den USA, die sich als Schutzmach­t Japans und Südkoreas verstehen, reicht das nicht. Außenminis­ter Rex Tillerson forderte Russland und China nach der jüngsten Provokatio­n Kims auf, ihrerseits mehr zu unternehme­n: „China liefert Nordkorea den größten Teil seines Öls, Russland ist der größte Arbeitgebe­r für nordkorean­ische Zwangsarbe­iter.“

China verurteilt­e den Raketentes­t, rief gestern aber alle Seiten zur Zurückhalt­ung auf. Nicht ganz ohne Grund: Japans Premier Shinzo Abe sprach von einer „ungeheuerl­ichen Handlung“, die nicht toleriert werden könne. NATOGenera­lsekretär Jens Stoltenber­g verlangte eine „globale Antwort“auf den neuerliche­n Test.

Nordkorea verfügt über Mittelstre­ckenrakete­n, die chemisch, biologisch und atomar bestückt werden können. Außerdem forscht es an Langstreck­enraketen, die auch das Festland der USA erreichen könnten.

„Russland beschäftig­t nordkorean­ische Zwangsarbe­iter.“US-Außenminis­ter Tillerson

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