... Ramazan Avci starb
24.12.1985 Neonazi-Skins machten regelrecht Jagd auf den 26-Jährigen, der kurz davor war, Vater zu werden
Der 21. Dezember 1985 ist ein Sonnabend. Am Vortag ist Ramazan Avcis 26. Geburtstag gewesen. Der Bauarbeiter feiert zunächst mit ein paar Freunden, danach zieht er noch mal los: Er will sein Auto verkaufen, denn er braucht Geld für ein Kinderbett. Seine Verlobte Gülistan ist hochschwanger. „In etwa einer Stunde bin ich zurück“, sagt er, als er sich verabschiedet. Dann geht er – und läuft Skinheads in die Arme, die ihn töten werden.
Die Wirtschaft in der Bundesrepublik stagniert zu jener Zeit. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, so dass die Bundesregierung Prämien an „Gastarbeiter“zahlt, wenn sie sich entschließen zu gehen. Die Fremden, die geholfen haben, das Land aufzubauen, sind mit einem Mal lästig. Ausländische Jugendliche schließen sich zu Gangs zusammen, denn immer häufiger werden sie von Rechtsextremisten gejagt – so wie Ramazan Avci in dieser Nacht.
Gegen 23 Uhr ist er mit seinem Bruder Veli und einem Freund auf dem Rückweg. In der Nähe des S-Bahnhofs Landwehr warten sie an einer Haltestelle auf den Bus. Was die drei nicht wissen: Direkt gegenüber befindet sich ein berüchtigter Skinhead-Treff. Am Abend zuvor haben sich Skins dort eine Massenschlägerei mit Punks geliefert, deshalb sind sie jetzt vorsichtshalber bewaffnet: mit Axtstielen und Gummiknüppeln.
Ramazan Avci und die beiden anderen sind einfach nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Als die Skinheads die drei Wartenden entdecken, fliegen Schimpfworte und Beleidigungen. In seiner Panik besprüht Avci die Angreifer mit Reizgas, das