Rumpf-HSV bei 96 ohne Chance
Harnik und Bebou schießen den Aufsteiger an die Spitze. Der LigaDino geht am Stock – und spielt auch so
Der Spitzenreiter der Liga grüßt zumindest bis heute Nachmittag aus dem Norden. Aber nicht aus Hamburg. Durch das 0:2 (0:0) in Hannover verabschiedet sich der HSV erst mal aus den oberen Tabellenregionen, 96 hingegen hievte sich auf den Platz an der Sonne. Die zweite Pleite in Folge für den HSV, der nun aufpassen muss, dass die Konkurrenz ihn nicht bald verschluckt.
Viel mehr war vielleicht auch nicht zu erwarten. Die rund 5000 HSV-Fans, die sich auf den Weg nach Niedersachsen gemacht hatten, fuhren aber enttäuscht nach Hause, denn ihr ersatzgeschwächtes Team hatte außer Kampf nichts zu bieten. Zu wenig, um gestern Abend Zählbares einzufahren. Und nun könnte es bitter für den HSV werden. Mittwoch gegen Dortmund und Sonntag in Leverkusen droht eine üble Englische Woche.
Arg zerfleddert kam der „Dino“in Hannover daher, niemand wusste, was dieser Truppe zuzutrauen ist. Müller (Kreuzbandriss), Kostic (Muskelfaserriss) und Hunt (Aufbautraining) ja ohnehin verletzt, dazu nun auch noch Wood, der mit einer Kniereizung in Hamburg blieb.
Die erste Offensiv-Garnitur fehlte komplett. Gisdol machte aus der Not eine Tugend, setzte mit Jatta und Schipplock erstmals in dieser Saison auf eine Doppelspitze. Angriffssorgen auch bei 96, das Neun-Millionen-EuroZugang Jonathas kurzfristig ersetzen musste.
Kaum überraschend war es dann auch ein ganz wildes Gekicke, das sich vor den 49000 Fans in der ausver-
kauften HDI-Arena entwickelte. Und lustig wurde es nach vier Minuten, als die HSV-Fans, komplett eingenebelt von ihrer ständigen Bengalo-Fackelei, Holtbys Freistoß im Tor und nicht am Außennetz vermuteten. Unbändiger Jubel im HSV-Block – und Schadenfreude bei allen anderen im Stadion.
Überhaupt, die Fans. Die einen zündelten, die Ultras auf der Gegenseite bedachten 96-Präsident Martin Kind mit allerlei Schmähungen, wurden daraufhin vom Rest der Anhänger ausgepfiffen. „Kind muss weg“und „Ultras raus“, hallte es abwechselnd durchs Stadion.
Seien wir ehrlich. Es war größtenteils kaum anzusehen, was beide Teams boten. Zu so einem Spiel passte dann auch der erste Treffer. Die HSV-Deckung pennte, zu guter Letzt auch Mathenia, und Harnik stocherte Füllkrugs Kopfball-
Aus Hannover berichten Simon Braasch und Florian Rebien
Vorlage über die Linie. 1:0 für 96 (50.), der Junge aus Kirchwerder ärgerte den Klub, der es seit 2005 stets verpasste, ihn zu verpflichten. Noch blieb dem HSV Zeit, Salihovic kam für den unglücklich agierenden Jatta (60.), auch U21-Torjäger Knöll (73.) durfte sein Bundesliga-Debüt feiern. Hahn scheiterte an Tschauner (74.) – das war knapp. Doch es klingelte nur noch hinten ein weiteres Mal, nachdem Mathenia Klaus’ Freistoß vor Bebous Füße abklatschte – 0:2 (82.) und das Ende vom Lied. Der „Dino“geht am Stock. Und spielt auch so.